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Stand 14.11.2024

FRANZ VON STUCK

Lot 74
Römerin (Cow and cart)
Öl auf Karton


Lot 74
Römerin (Cow and cart)
Öl auf Karton

Schätzpreis:
€ 35.000 - 45.000
Auktion: heute

Karl & Faber Kunstauktionen GmbH

Ort: Munich, Germany
Auktion: 15.11.2024
Auktionsnummer: 328
Auktionsname: Alte Meister & Kunst des 19. Jahrhunderts

Lot Details
FRANZ VON STUCK (1863 Tettenweis - München 1928) – Römerin (Cow and cart)

Es ist das Zusammenspiel von Bild und Rahmen, aus der das kleine Gemälde seinen unwiderstehlichen Reiz bezieht. Der Rahmen mit seiner antikischen, vom Jugendstil beeinflussten Ornamentik geht sicher auf einen Entwurf Stucks zurück. Der Glanz des goldenen Rahmens spiegelt sich in dem goldenen, wohl metallenen Lorbeer(oder Oliven?)kranz, mit dem die Frau bekränzt ist. Er hält die üppige Haartracht der Frau zusammen, die sich – vorn leicht gescheitelt - wie ein zweiter Kranz um ihr Gesicht gelegt hat. Die Frau selbst ist im strengen Profil gegeben, unbewegt, bar jeder Emotion, mit einer charakteristischen, kurzen Nase, kräftigen Augenbrauen, und wachen Augen. Sie blicken in eine unbestimmte Ferne, haben kein Ziel. Leichte Schatten deuten kleine Grübchen in ihrem makellosen Gesicht an, auf ihrer Nase spiegelt sich das Licht als kaum merklicher Reflex, das unbewegte Gesicht geht in einer fein geschwungenen Halslinie in die Büste über – es herrscht Ruhe, eine Stille, die durch die unbewegte Form der Büste noch gesteigert wird. Das Profilbildnis in Büstenform ist ein bewusster Rückgriff auf die Renaissance, in der die Maler und Bildhauer dieser Form des Bildnisses zum Durchbruch verhalfen. Die Maler des Quattrocento verbanden in ihnen statuarische, denkmalhafte Strenge mit genauer, naturnaher Beobachtung der Physiognomie. Es war eine Würdeform, die auch Stuck benutzt, eine Nobilitierung, die Stuck wiederholt in seinen Frauenbildnissen genutzt hat. Es ist ein Beispiel für die tiefe Verwurzelung seiner Kunst in vergangenen Epochen – leitmotivisch durchzieht sein Werk die Auseinandersetzung mit der Antike, wird es bestimmt von Motiven und Themen aus der Antike, hier gleichsam unter dem Mantel der Renaissance. Denn renaissancehafte Würde und Noblesse ist unserer Dame eigen, doch wer ist sie? Als Otto Julius Bierbaum, mit Stuck befreundet und gewöhnlich gut informiert, Ende des 19. Jahrhunderts sein Buch über den Maler veröffentlichte, war bereits ihm die Identität der Dargestellten nicht bekannt. Das Bildnis ist sicher nach dem Modell bzw. einer Fotografie entstanden, mit der sich Stuck in jenen Jahren zu beschäftigen begann, doch wählte Bierbaum – sicher mit dem Einverständnis Stucks – den Titel „Die Römerin“. Sollte hier Stuck eine unbekannte Römerin gemalt haben, die er in Rom getroffen hat, oder die sich in München aufhielt – wir wissen es nicht. Oder sollte sie auf jene berühmten Kostümfeste zurückgehen, organisiert von den Künstlervereinigungen Allotria oder der Münchner Künstlergenossenschaft, die spätestens nach der Reichsgründung 1871 zum festen Bestandteil des gesellschaftlichen Kalenders in München gehörten? Es bleibt ein Geheimnis, dass unsere Fantasie anregt und uns heute noch rätseln lässt, wer die unbekannte Dame sein könnte. Dr. Peter Prange

Voss 125/492.

Literatur: Otto Julius Bierbaum, Stuck. Künstler-Monographien, Bd. XLII, Bielefeld/Leipzig 1899, S. 128, Abb. 136; Heinrich Voss, Franz von Stuck. 1863-1928. Werkkatalog der Gemälde mit einer Einführung in seinen Symbolismus, München 1973, S. 274, Kat.-Nr. 125/492, mit Abb. auf S. 126.

Ausstellung: Carnegie Art Galleries, Pittsburgh, 1897, auf der Rahmenrückseite mit Aufkleber; Picadilly Gallery, London, 1974, Nr. 8.

Provenienz: Sammlung S. Poppe, Hamburg; Picadilly Gallery, London, verso mit dem Galerieetikett; Karl & Faber, München, Auktion 196, 2.12.1998, Los 296; seitdem in Privatbesitz, Süddeutschland.
Lot Details
FRANZ VON STUCK (1863 Tettenweis - München 1928) – Römerin (Cow and cart)

Es ist das Zusammenspiel von Bild und Rahmen, aus der das kleine Gemälde seinen unwiderstehlichen Reiz bezieht. Der Rahmen mit seiner antikischen, vom Jugendstil beeinflussten Ornamentik geht sicher auf einen Entwurf Stucks zurück. Der Glanz des goldenen Rahmens spiegelt sich in dem goldenen, wohl metallenen Lorbeer(oder Oliven?)kranz, mit dem die Frau bekränzt ist. Er hält die üppige Haartracht der Frau zusammen, die sich – vorn leicht gescheitelt - wie ein zweiter Kranz um ihr Gesicht gelegt hat. Die Frau selbst ist im strengen Profil gegeben, unbewegt, bar jeder Emotion, mit einer charakteristischen, kurzen Nase, kräftigen Augenbrauen, und wachen Augen. Sie blicken in eine unbestimmte Ferne, haben kein Ziel. Leichte Schatten deuten kleine Grübchen in ihrem makellosen Gesicht an, auf ihrer Nase spiegelt sich das Licht als kaum merklicher Reflex, das unbewegte Gesicht geht in einer fein geschwungenen Halslinie in die Büste über – es herrscht Ruhe, eine Stille, die durch die unbewegte Form der Büste noch gesteigert wird. Das Profilbildnis in Büstenform ist ein bewusster Rückgriff auf die Renaissance, in der die Maler und Bildhauer dieser Form des Bildnisses zum Durchbruch verhalfen. Die Maler des Quattrocento verbanden in ihnen statuarische, denkmalhafte Strenge mit genauer, naturnaher Beobachtung der Physiognomie. Es war eine Würdeform, die auch Stuck benutzt, eine Nobilitierung, die Stuck wiederholt in seinen Frauenbildnissen genutzt hat. Es ist ein Beispiel für die tiefe Verwurzelung seiner Kunst in vergangenen Epochen – leitmotivisch durchzieht sein Werk die Auseinandersetzung mit der Antike, wird es bestimmt von Motiven und Themen aus der Antike, hier gleichsam unter dem Mantel der Renaissance. Denn renaissancehafte Würde und Noblesse ist unserer Dame eigen, doch wer ist sie? Als Otto Julius Bierbaum, mit Stuck befreundet und gewöhnlich gut informiert, Ende des 19. Jahrhunderts sein Buch über den Maler veröffentlichte, war bereits ihm die Identität der Dargestellten nicht bekannt. Das Bildnis ist sicher nach dem Modell bzw. einer Fotografie entstanden, mit der sich Stuck in jenen Jahren zu beschäftigen begann, doch wählte Bierbaum – sicher mit dem Einverständnis Stucks – den Titel „Die Römerin“. Sollte hier Stuck eine unbekannte Römerin gemalt haben, die er in Rom getroffen hat, oder die sich in München aufhielt – wir wissen es nicht. Oder sollte sie auf jene berühmten Kostümfeste zurückgehen, organisiert von den Künstlervereinigungen Allotria oder der Münchner Künstlergenossenschaft, die spätestens nach der Reichsgründung 1871 zum festen Bestandteil des gesellschaftlichen Kalenders in München gehörten? Es bleibt ein Geheimnis, dass unsere Fantasie anregt und uns heute noch rätseln lässt, wer die unbekannte Dame sein könnte. Dr. Peter Prange

Voss 125/492.

Literatur: Otto Julius Bierbaum, Stuck. Künstler-Monographien, Bd. XLII, Bielefeld/Leipzig 1899, S. 128, Abb. 136; Heinrich Voss, Franz von Stuck. 1863-1928. Werkkatalog der Gemälde mit einer Einführung in seinen Symbolismus, München 1973, S. 274, Kat.-Nr. 125/492, mit Abb. auf S. 126.

Ausstellung: Carnegie Art Galleries, Pittsburgh, 1897, auf der Rahmenrückseite mit Aufkleber; Picadilly Gallery, London, 1974, Nr. 8.

Provenienz: Sammlung S. Poppe, Hamburg; Picadilly Gallery, London, verso mit dem Galerieetikett; Karl & Faber, München, Auktion 196, 2.12.1998, Los 296; seitdem in Privatbesitz, Süddeutschland.

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