HEINRICH DREBER, gen. FRANZ-DREBER (1822 Dresden - Anticoli di Campagna bei Rom 1875) – Bäume am Felshang (View of the Tabularium and the columns of the Temple of Saturn from the Forum)
Der Zeichner Heinrich Dreber galt schon in frühen Jahren als außergewöhnliches Talent, nachdem er 1836 zu Ludwig Richter an die Akademie in Dresden gekommen war und dort eine Art „Meisterschüler“ wurde. Zu Beginn der 1840er Jahre, noch bevor Dreber 1843 nach Italien ging, erreichte seine Zeichenkunst Höhen, die ihn neben den großen Zeichnern der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ebenbürtig erscheinen lassen – er verbindet in diesen Blättern auf einzigartige Weise das spätromantische Erbe Richters mit einer realistischen Naturauffassung.
Aus dieser Frühzeit stammt unser Blatt, das Dreber unten links als „Heinr[ich] Franz“ signierte – eine Namensform, die er nur in seiner Dresdener Zeit verwendete. Dreber wurde 1822 als uneheliches Kind geboren und wuchs bei seinem Pflegevater Heinrich Ernst Franz auf, unter dessen Nachnamen er hier signierte. Das Blatt trägt zudem das Datum „1841“, als Dreber auf den Spuren Richters die fränkische Schweiz besuchte, doch dürfte unser Blatt noch vor Drebers Aufbruch nach Franken noch in Sachsen entstanden sein. Richter hatte zusammen mit seinen Schülern immer wieder Ausflüge in die Umgebung von Dresden unternommen und es ist wahrscheinlich, dass Drebers großformatige Blatt auf einer dieser Exkursionen entstanden ist.
Das Nebeneinander von Vollendetem und Unvollendetem, von detaillierter Beobachtung und luftiger, skizzenhafter Ausführung ist charakteristisch für Drebers frühe Zeichnungen, in denen er sich vom Zentrum bis zur Peripherie vorarbeitet, in denen die zeichnerische Präzision und Intensität auf die Mitte gerichtet ist und zum Rand hin lichter und leichter wird. Die Felsen, auf denen die Tannen fest wurzeln, sind im Umriss präzise erfasst, laviert und aquarelliert zur Binnenzeichnung; die Stämme der Tannen auch leicht aquarelliert, aus denen nahezu schwerelose, fedrige Äste wachsen, deren aus feinsten Schraffuren gebildetes Nadelwerk Drebers Beschäftigung mit der altdeutschen Kunst der Dürerzeit in Erinnerung ruft. Es ist diese charakteristische Kombination aus Stilisierung und Naturbeobachtung, die Dreber zu einem großen Zeichner seiner Zeit macht. – Vereinzelt mit kleinen Braunflecken. In der unteren rechten Ecke ein hinterlegtes Reißnagellöchlein, oben rechts eine winzige restaurierte Fehlstelle. In guter Erhaltung.
Dr. Peter Prange
Ausstellung:
Aus der Sammlung Eugen Roth München, Staatliche Graphische Sammlung, München 1955, S. 3, Kat.-Nr. 13.
Provenienz:
Privatbesitz, Süddeutschland.