Stand 21.11.2024

Lovis Corinth

Lot 459
WALCHENSEE – BLICK VOM BALKON DES FERIENHAUSES, 1920ER-JAHRE
Aquarell und Gouache auf Papier.

36.5 x 51 cm

Lot 459
WALCHENSEE – BLICK VOM BALKON DES FERIENHAUSES, 1920ER-JAHRE
Aquarell und Gouache auf Papier.
36,5 x 51,0 cm

Schätzpreis:
€ 180.000 - 220.000
Auktion: 8 Tage

Hampel Fine Art Auctions

Ort: Munich
Auktion: 05.12.2024 12:30 Uhr
Auktionsnummer: 142
Auktionsname: DEZEMBER-AUKTIONEN - Impressionisten & Moderne Kunst

Lot Details
36,5 x 51 cm.
Unten mittig signiert „Lovis Corinth“.
Im Passepartout, hinter Glas gerahmt.

Beigegeben eine Expertise von Prof. Dr. Thomas Deeke, Berlin, vom 14. Dezember 2015.

Das vorliegende Aquarell, ohne Vorzeichnung, nass in nass gemalt, zeigt den Blick vom Balkon eben dieses Ferienhauses über Bäume, Sträucher und Nachbargebäude hinweg, der See in der Ferne. Im Hintergrund ein weiß getünchtes Haus, „Fischer am See“. Links im Bild die Balkonbrüstung, vom Garten ziehen zwei schlanke Baumstämme herauf, die eine prominente Stellung in der Komposition einnehmen. Dieses Motiv finden wir auch in anderen Landschaftsdarstellungen Corinths. Etwa in seiner „Landschaft am Walchensee“ von 1919 in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe (Inv. 1520), aber auch im „Blick von der Kanzel“ von 1924.
So ist das bisher unveröffentlichte Aquarell als ein bedeutendes, sehr privat-intimes Dokument der 1920er-Jahre zu würdigen, jener Sommeraufenthalte, die Corinth mit seiner Familie bis zu seinem Tod am Walchensee verbrachte. Prof. Horst Uhr datiert das Werk in einen Sommeraufenthalt der Zeit vom 13. Juni bis 5. August 1920. Die Expertise von Prof. Deeke zieht die 20er-Jahre in Betracht.
Daneben entstanden freilich auch weitere flott aufs Aquarellpapier gebrachte Landschaftsszenen aus ähnlichen Blickwinkeln, wie etwa „Walchensee im Herbst 1921“ oder "Walchenseelandschaft 1922“. Doch neben diesen Einzel- oder Detailansichten vereint das vorliegende Aquarell alle Elemente der genannten Beispiele. A.R.

Corinth gilt als einer der bedeutendsten Maler des deutschen Impressionismus, neben Max Liebermann, Ernst Oppler und Max Slevogt. Doch weit stärker als jene entwickelte er seinen Malstil in eine expressive Richtung, womit ihm zurecht die Würdigung als einer der Protagonisten der „Geburt der Moderne“ zuteil wurde, ihn in der NS-Zeit jedoch als „entartet“ diffamierte. Nach Ausbildungen in Königsberg, Antwerpen, Paris und München wirkte er vor allem in Berlin, wo er 1901 der Secession beitrat. Noch im Oktober desselben Jahres eröffnete er eine Malschule. Seine erste Schülerin, Charlotte Berend (1880-1967), Tochter aus jüdischem Elternhaus, wurde neben Käthe Kollwitz (1867-1945) als eine der wenigen Frauen in die Secession aufgenommen. Als 22 Jahre jüngere Ehefrau und Mutter zweier Kinder spielte sie eine tragende Rolle im Wirken Corinths. In mehr als sechzig seiner Gemälde unterschiedlicher Thematik ist sie zu sehen. 1918, nach den Schrecken des Krieges, suchten die beiden erstmals den Gebirgsort Urfeld am Walchensee auf. Im Jahr darauf ließ Charlotte Berend-Corinth dort ein Holzhaus mit Blick auf den See errichten. Charlotte berichtete später: „Lovis war sogleich von der Schönheit der Landschaft – vom Zauber des Walchensees, . des Lichts und der Luft gepackt“. 1924 erinnert sich der Sohn Thomas: „Ich ging ans Fenster und sah meinen Vater . draußen auf dem Balkon mit größter Konzentration ein Bild malen. . und bat ihn, sich wenigstens etwas Wärmeres anzuziehen. Lovis wurde darauf furchtbar böse . und er würde das Malen hinschmeißen, wenn ich ihn noch weiter belästigte“.

Provenienz:
Privatsammlung, Berlin, ca. 1920 erworben, danach in der Familie weitervererbt.

Literatur:
Lovis Corinth und die Geburt der Moderne, Kerber Verlag, Bielefeld/ Berlin 2008.
Thomas Deecke, Lovis Corinth – Ein Künstlerleben zwischen den Zeiten, Wuppertal 1999, S. 9ff.
Charlotte Berend-Corinth, Lovis Corinth: Die Gemälde, München 1992. Neu bearbeitet von Béatrice Hernad.
Werner Timm, Lovis Corinth: Die Bilder vom Walchensee – Vision und Realität, Ostdeutsche Galerie Regensburg 27. April - 15. Juni 1986, Kunsthalle Bremen 22. Juni -18. August 1986, Regensburg 1986.
Thomas Corinth, Lovis Corinth: eine Dokumentation, Tübingen 1979.
Thomas Deecke, Die Zeichnungen von Lovis Corinth: Studien zur Stilentwicklung, Berlin 1973. (1420479) (11)



Lovis Corinth,
1858 Tapiau – 1925 Zandvoort

WALCHENSEE – BLICK VOM BALKON DES FERIENHAUSES, 1920S

Watercolour and gouache on paper.
36.5 x 51 cm.
Signed “Lovis Corinth” at lower centre.

Accompanied by an expert’s report by Professor Dr Thomas Deeke, Berlin, dated 14 December 2015. Professor Horst Uhr dates the work to the summer stay between 13 June and 5 August 1920. Professor Deeke considers in his report the 1920s as the time of creation.

Provenance:
Private collection, Berlin, acquired ca. 1920, then passed down in the family.
Lot Details
36,5 x 51 cm.
Unten mittig signiert „Lovis Corinth“.
Im Passepartout, hinter Glas gerahmt.

Beigegeben eine Expertise von Prof. Dr. Thomas Deeke, Berlin, vom 14. Dezember 2015.

Das vorliegende Aquarell, ohne Vorzeichnung, nass in nass gemalt, zeigt den Blick vom Balkon eben dieses Ferienhauses über Bäume, Sträucher und Nachbargebäude hinweg, der See in der Ferne. Im Hintergrund ein weiß getünchtes Haus, „Fischer am See“. Links im Bild die Balkonbrüstung, vom Garten ziehen zwei schlanke Baumstämme herauf, die eine prominente Stellung in der Komposition einnehmen. Dieses Motiv finden wir auch in anderen Landschaftsdarstellungen Corinths. Etwa in seiner „Landschaft am Walchensee“ von 1919 in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe (Inv. 1520), aber auch im „Blick von der Kanzel“ von 1924.
So ist das bisher unveröffentlichte Aquarell als ein bedeutendes, sehr privat-intimes Dokument der 1920er-Jahre zu würdigen, jener Sommeraufenthalte, die Corinth mit seiner Familie bis zu seinem Tod am Walchensee verbrachte. Prof. Horst Uhr datiert das Werk in einen Sommeraufenthalt der Zeit vom 13. Juni bis 5. August 1920. Die Expertise von Prof. Deeke zieht die 20er-Jahre in Betracht.
Daneben entstanden freilich auch weitere flott aufs Aquarellpapier gebrachte Landschaftsszenen aus ähnlichen Blickwinkeln, wie etwa „Walchensee im Herbst 1921“ oder "Walchenseelandschaft 1922“. Doch neben diesen Einzel- oder Detailansichten vereint das vorliegende Aquarell alle Elemente der genannten Beispiele. A.R.

Corinth gilt als einer der bedeutendsten Maler des deutschen Impressionismus, neben Max Liebermann, Ernst Oppler und Max Slevogt. Doch weit stärker als jene entwickelte er seinen Malstil in eine expressive Richtung, womit ihm zurecht die Würdigung als einer der Protagonisten der „Geburt der Moderne“ zuteil wurde, ihn in der NS-Zeit jedoch als „entartet“ diffamierte. Nach Ausbildungen in Königsberg, Antwerpen, Paris und München wirkte er vor allem in Berlin, wo er 1901 der Secession beitrat. Noch im Oktober desselben Jahres eröffnete er eine Malschule. Seine erste Schülerin, Charlotte Berend (1880-1967), Tochter aus jüdischem Elternhaus, wurde neben Käthe Kollwitz (1867-1945) als eine der wenigen Frauen in die Secession aufgenommen. Als 22 Jahre jüngere Ehefrau und Mutter zweier Kinder spielte sie eine tragende Rolle im Wirken Corinths. In mehr als sechzig seiner Gemälde unterschiedlicher Thematik ist sie zu sehen. 1918, nach den Schrecken des Krieges, suchten die beiden erstmals den Gebirgsort Urfeld am Walchensee auf. Im Jahr darauf ließ Charlotte Berend-Corinth dort ein Holzhaus mit Blick auf den See errichten. Charlotte berichtete später: „Lovis war sogleich von der Schönheit der Landschaft – vom Zauber des Walchensees, . des Lichts und der Luft gepackt“. 1924 erinnert sich der Sohn Thomas: „Ich ging ans Fenster und sah meinen Vater . draußen auf dem Balkon mit größter Konzentration ein Bild malen. . und bat ihn, sich wenigstens etwas Wärmeres anzuziehen. Lovis wurde darauf furchtbar böse . und er würde das Malen hinschmeißen, wenn ich ihn noch weiter belästigte“.

Provenienz:
Privatsammlung, Berlin, ca. 1920 erworben, danach in der Familie weitervererbt.

Literatur:
Lovis Corinth und die Geburt der Moderne, Kerber Verlag, Bielefeld/ Berlin 2008.
Thomas Deecke, Lovis Corinth – Ein Künstlerleben zwischen den Zeiten, Wuppertal 1999, S. 9ff.
Charlotte Berend-Corinth, Lovis Corinth: Die Gemälde, München 1992. Neu bearbeitet von Béatrice Hernad.
Werner Timm, Lovis Corinth: Die Bilder vom Walchensee – Vision und Realität, Ostdeutsche Galerie Regensburg 27. April - 15. Juni 1986, Kunsthalle Bremen 22. Juni -18. August 1986, Regensburg 1986.
Thomas Corinth, Lovis Corinth: eine Dokumentation, Tübingen 1979.
Thomas Deecke, Die Zeichnungen von Lovis Corinth: Studien zur Stilentwicklung, Berlin 1973. (1420479) (11)



Lovis Corinth,
1858 Tapiau – 1925 Zandvoort

WALCHENSEE – BLICK VOM BALKON DES FERIENHAUSES, 1920S

Watercolour and gouache on paper.
36.5 x 51 cm.
Signed “Lovis Corinth” at lower centre.

Accompanied by an expert’s report by Professor Dr Thomas Deeke, Berlin, dated 14 December 2015. Professor Horst Uhr dates the work to the summer stay between 13 June and 5 August 1920. Professor Deeke considers in his report the 1920s as the time of creation.

Provenance:
Private collection, Berlin, acquired ca. 1920, then passed down in the family.

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