Jasper Johns

Jasper Johns 1930 Augusta/Giorgia - lebt in New York und Edisto Beach/South Carolina Der Amerikaner Jasper Johns, am 15. Mai 1930 in Augusta im Bundesstaat Giorgia geboren, beginnt seine Laufbahn als Maler und Grafiker mit einem Studium ab 1947 an der University of South Carolina in Columbia, das er jedoch bereits im Dezember 1948 abbricht, um nach New York zu ziehen. Hier besucht er für zwei Semester die Parsons School of Design, bevor er 1951/52 zum Militärdienst eingezogen wird. Im Anschluss schreibt er sich 1952 am Hunter College in New York ein, für seinen Lebensunterhalt arbeitet er in einem Buchladen. Jasper Johns bewegt sich in den angesagten Künstlerkreisen New Yorks, das sich in den 1950er Jahren mit dem abstrakten Expressionismus anschickt, der neue Mittelpunkt der Avantgarde in Amerika zu sein, und ist eng befreundet mit Robert Rauschenberg. Kunst im Übergang vom abstrakten Expressionismus zur Pop-Art Wie Robert Rauschenberg gehört Jasper Johns zum Kreis um den charismatischen Komponisten und Künstler John Cage und zeigt sich in seinem künstlerischen Werk, das ab Anfang der 1950er Jahre einsetzt, ebenfalls von dessen Ideen beeinflusst. In einem Skizzenbucheintrag schreibt Jasper Johns, quasi als Arbeitsanweisung an sich selbst: „Nimm ein Objekt, mach etwas damit, mach etwas anderes damit.“ Basierend auf dem gestischen Malgestus und dennoch in Überwindung der verklärenden Nur-Malerei des abstrakten Expressionismus, gilt Jasper Johns’ Interesse der malerischen Darstellung eines Objekts, wobei es nicht darauf ankommt, was dies für ein Objekt ist. „Flags“, „Targets“, „Numbers“, „Maps“ - Flaggen, Zielscheiben, Ziffern und Landkarten 1954/55 entsteht das Werk „Flag“ (heute im Museum of Modern Art, New York), das erste Flaggenbild, das ikonisch am Beginn des Werks dieses Pioniers der Pop-Art steht. „Eines Nachts träumte ich, ich malte eine große amerikanische Flagge. Am nächsten Morgen stand ich auf und kaufte das Material, um damit zu beginnen“, beschreibt Jasper Johns im Interview seine Ideenfindung. Es schließt sich eine lange Reihe von Gemälden der amerikanischen Flagge an, ergänzt durch Reihen von Werken mit den berühmten „Targets“, Zielscheiben, sowie den „Maps“, Landkarten, und den „Numbers“ mit den übereinandergelagerten oder in Reihung gemalten Ziffern 0 bis 9. Durch die Wiederholung des immer gleichen Objekts, legt Jasper Johns den Fokus nicht auf das Dargestellte, sondern auf die Art und Weise der Darstellung. Für die Darstellung der amerikanischen Flagge collagiert Jasper Johns Zeitungsschnipsel auf Leinwand und übermalt sie mit Farben, wobei er die Technik der Enkaustik, mit heißem Wachs gemischte Pigmente, verwendet. Die Enkaustik lässt durch das rasche Erkalten alle Spuren des Farbauftrags, sowohl die Pinselstriche, Farbanhäufungen als auch Tropfen, sichtbar und um ein Vielfaches betonter als der reine Farbauftrag stehen. Für die ersten, ab 1955 entstehenden Ziffernbilder benutzt Jasper Johns standardisierende Schablonen. Im Laufe der Jahre werden die Darstellungen immer komplexer, durch die Überlagerung der Ziffern verlieren diese ihre Struktur, sind nicht mehr erkennbar und lösen sich quasi auf. Vorläufer der Pop-Art Jasper Johns hebt in seinen Werken die traditionelle Unterscheidung zwischen Alltagsobjekten und Kunstobjekten auf, was ihn zu einem Vorläufer der Pop-Art werden lässt, ohne dass sein Werk dieser Stilrichtung zugerechnet werden könnte. In der künstlerischen Darstellung mit Farben, collagierten Bestandteilen und ihrem Verfremdungscharakter eröffnet Jasper Johns den Betrachtenden den Freiraum einer neuen Wahrnehmung, umfassend über den Gegenstand an sich mit all seinen positiven und negativen Aspekten nachzudenken, neue Assoziationen zu finden. 1957 sieht der Galerist Leo Castelli erstmals Werke von Jasper Johns in dessen Atelier und ist begeistert. 1958 organisiert er für Jasper Johns die erste Einzelausstellung in seiner Galerie in New York, auf der Alfred Barr vier Werke für die Sammlung des Museum of Modern Art ankauft. Ileana Sonnabend, Ex-Frau von Leo Castelli und selbst Galeristin, die 1962 in Paris ihre eigene Galerie eröffnet, zeigt Jasper Johns im November und Dezember 1962 erstmals in Europa. Jasper Johns Werke werden 1964, 1968, 1972 und 1977 auf der Documenta in Kassel gezeigt. 1988 wird Jasper Johns mit dem Goldenen Löwen der Biennale in Venedig ausgezeichnet. Neben den Gemälden schafft Jasper Johns auch ein umfangreiches grafisches Oeuvre, fertigt Bühnenbilder und Kostüme für Merce Cunningham und dessen Dance Company. Jasper Johns erhält im Laufe seines langen Künstlerlebens zahlreiche Ehrungen, dazu gehören die Aufnahme in die American Academy of Arts and Letters (1973), die American Academy of Arts and Sciences (1984) sowie die American Philosophical Society (2007). 2011 wird Jasper Johns mit der Presidential Medal of Freedom, der höchsten zivilen Auszeichnung der USA, ausgezeichnet. Jasper Johns lebt in New York und Edisto Beach/South Carolina.