Léonard Tsuguharu Foujita

Der japanisch-französische Maler und Grafiker Léonard Tsuguharu Foujita wird am 27. November 1886 in Tokio geboren. Seine dreijährige Ausbildung zum Maler erhält er an der Hochschule der Künste in Tokio zur Zeit des Tenno Mutsuhito, unter dem Japan während der Meiji-Zeit die Öffnung Japans zur westlichen Kunst und Kultur vollzieht, wodurch sowohl Japan als auch der Westen wichtige Anregungen nicht zuletzt für die Kunst erhält. Léonard Tsuguharu Foujita gehört der Künstlervereinigung „Hakubakai“ (White Horse Society) an, deren Mitglieder sich besonders offen für die Einflüsse der westlichen Kunst zeigen, und ist in Japan bald äußerst erfolgreich. Selbst der Tenno Mutsuhito erwirbt ein Bild von Foujita und er porträtiert die Kaiserin Sunjeong im westlich geprägten Stil. Ein Japaner in Paris. Mit 26 Jahren übersiedelt Foujita 1913 nach Paris und hat sein Atelier inmitten der pulsierenden Künstlerszene am Montparnasse. Innerhalb kurzer Zeit kommt der Japaner mit dem markanten Topfhaarschnitt und runden Brillengläsern, wie ihn zeitgenössische Fotografien und Selbstporträts zeigen, mit Malern wie Georges Braque, Pablo Picasso, Henri Matisse, Fernand Léger und anderen in Kontakt, mit Amedeo Modigliani verbindet ihn eine enge Freundschaft. Die erste Einzelausstellung 1917 in der Galerie Chéron gerät zur Sensation und Léonard Tsuguharu Foujita verkauft mehr als 110 der gezeigten Aquarelle. 1921 stellt er beim Salon d'Automne seine Aktgemälde aus, es sind die hier gezeigten Darstellungen in Foujitas charakteristischer milchig-weißer Farbgebung und der spannenden Dualität von traditioneller japanischer und zeitgenössischer europäischer Formensprache, die seinen Ruhm in der westlichen Welt begründen. Gemälde mit milchig-weißer Farbgebung und klaren Linien. Zu Léonard Tsuguharu Foujitas bevorzugten Themen gehören die Aktdarstellungen ebenso wie Landschaftsbilder der Gegend um Paris und Stillleben. In den 1920er Jahren entstehen vermehrt Selbstporträts und einige Auftragsporträts der Pariser Prominenz, die er mit klaren, eleganten, zumeist feinen schwarzen Umrisslinien und der ihm eigenen delikaten milchig-weißen Farbgebung fertigt. Auch wählt er als Motiv immer häufiger Katzendarstellungen, so existieren zahlreiche Bilder von seiner Lieblingskatze im Atelier. Aktdarstellungen, Landschaften, Katzen- und Kinderbilder. Das Spätwerk Foujitas bestimmen die zahlreichen Kinderdarstellungen, die er ab den 1950er Jahren malt. Sie entstehen nicht nach Modellen, sondern entspringen seiner Imagination: „Ich erinnere mich manchmal an meine Eindrücke von Kindern, die ich gesehen habe, aber die Kinder in meinen Bildern entstammen nicht dem wirklichen Leben. Sie sind meine eigenen Kinder, obwohl ich keine Kinder habe. Ich liebe die Kinder in meinen Bildern, als wären sie meine eigenen Kinder“, sagt Foujita über diese Werke (vgl. www.polamuseum.or.jp). 1955 erhält Léonard Tsuguharu Foujita die französische Staatsbürgerschaft, kurz darauf lässt er sich auch katholisch taufen und nimmt den Namen Léonard an. Nun ist seine Themenwahl überwiegend religiös bestimmt, er malt Madonnenbilder, sich selbst als Mönch, seine letzte Frau Kimiyo als Nonne. Malerlegende der Pariser Avantgarde um 1920. Léonard Tsuguharu Foujita wird als exzentrische Figur im schillernden Paris zu Beginn des 20. Jahrhunderts zur Legende. Fünfzig Jahre nach seinem Tod zeigt das Musée Maillol in Paris 2018 eine faszinierende Schau mit dem Fokus auf das in Paris entstandene Werk dieser Années folles. Ebenfalls 2018 ist im National Museum of Modern Art in Kyoto erstmals eine großangelegte Retrospektive zu sehen mit Zeichnungen, Entwürfen für Buchcover, Illustrationen, Fotos, Filmen, Bühnenkunst, Schriften, Keramiken sowie mehr als einhundert der charakteristischen milchig-weißen Akte. Foujitas Werken gelingt es auch heute noch, die Betrachter in ihren Bann zu ziehen. Léonard Tsuguharu Foujita stirbt am 29. Januar 1968 während eines Aufenthalts in Zürich.