Alighiero e Boetti

1940 Turin - 1994 Rom
Alighiero e Boetti 1940 Turin – 1994 Rom Der italienische Künstler Alighiero e Boetti (eigentlich schlicht Alighiero Boetti) wird am 16. Dezember 1940 in Turin geboren. Er beginnt an der Universität in Turin ein Studium der Wirtschaftswissenschaften, das er jedoch nach kurzer Zeit abbricht. Als Autodidakt wendet er sich der Kunst zu, er reist leidenschaftlich gerne durch die Welt, interessiert sich für Mathematik, Musik, Philosophie und Esoterik. 1967 zeigt die Galleria Christian Stein die erste Einzelausstellung Alighiero Boettis. Einer breiteren Öffentlichkeit wird Alighiero e Boetti bekannt durch die ebenfalls 1967 stattfindende Ausstellung „Arte povera - Im spazio“ in der Galleria La Bertesca in Genua, in der Arbeiten mit unterschiedlichsten Materialien und Herstellungsarten zu sehen sind. Mit großer Experimentierfreude verwendet Alighiero e Boetti für seine Assemblagen und konzeptuellen Werke Eisen, Holz, Eternit, Camouflage-Stoffe und Lackfarben wie auch Alltagsgegenstände, etwa eine Glühbirne. Als „Lampada annuale“ (Jahreslampe, 1966) leuchtet eine solche in einer Kiste aus Holz und Metall angebrachte Glühbirne nur einmal im Jahr zu einem unvorhersagbaren Zeitpunkt für elf Sekunden auf. Alighiero e Boetti selbst beschreibt dies als „Ausdruck nicht des Ereignisses, sondern der Idee dieses Ereignisses“. Bunte Buchstabenbilder und gestickte Landkarten Alighiero e Boetti wird zu einem der wichtigsten Künstler der Arte Povera und nimmt bis 1972, dem Ende der Bewegung, international an allen wichtigen ihr gewidmeten Ausstellungen teil. 1971 reist Alighiero e Boetti erstmals nach Afghanistan. Ihn ergreift eine tiefe Leidenschaft für dieses Land und er reist bis 1979, bis zur sowjetischen Intervention in Afghanistan, mindestens zwei Mal pro Jahr für immer längere Aufenthalte dorthin. In Afghanistan lässt er Frauen Buchstabenbilder und Weltkarten in bunten Farben sticken. Es entstehen die Serien der „Mappa“ und der „Arazzi“, die heute am engsten mit seinem Namen verbunden und seine bekanntesten Werkserien sind. Auch hier folgt er einem Konzept, indem er zwar die Buchstaben und Wörter vorgibt, die Farbwahl und farbliche Umsetzung aber vollständig den stickenden Frauen überlässt. Noch deutlicher wird diese konzeptuelle Vorgehensweise bei der Serie der gestickten Landkarten, „Mappa“, wo sich der Künstler nur dessen bedient, was bereits da ist. Er sagt 1994 dazu: „Die Welt ist wie sie ist, ich habe sie nicht gezeichnet; die Flaggen sind wie sie sind, auch diese habe ich nicht gezeichnet, ich habe also absolut nichts daran gemacht.“ Bei der Werkserie der „Arazzi“ kommt der Quadrierung von einzelnen Wörtern und kurzen Texten eine besondere Bedeutung zu. Von oben nach unten gelesen ergeben sie Sprüche wie „dare tempo al tempo“ (der Zeit Zeit geben) oder „ordine e disordine“ (Ordnung und Unordnung). Eine dritte wichtige Werkserie bilden die dichten und beeindruckenden Kugelschreiberzeichnungen der „Lavori Biro“. Harmonie des Dualismus: kontrapunktische Künstlerperson 1972 beginnt er, seinen Vor- und Nachnamen mit einem „e“ (und) zu verbinden, so dass aus der einen Künstlerperson scheinbar zwei werden: Alighiero und Boetti. Die scheinbare Verdoppelung ist als Sichtbarmachung der opponierenden Faktoren in der Welt wie in seinen Werken gemeint: Individuum und Gesellschaft, Irrtum und Perfektion, Fühlen und Handeln, Ordnung und Unordnung, Nichts und Alles. 1972 und 1982 nimmt Alighiero e Boetti an der Documenta 5 und 7 in Kassel sowie 1995 an der Biennale in Venedig teil. Seinem Werk werden bis heute zahlreiche Ausstellungen gewidmet und seine Kunst erfreut sich nach wie vor höchster Wertschätzung. Zur Auswahl der bedeutendsten Museumsschauen zählen neben den zahlreichen Ausstellungen in seinem Heimatland Italien 1978 die Ausstellung in der Kunsthalle Basel, 1998 die Ausstellung „Alighiero Boetti: Mettere al mondo il mondo“ im Museum für Moderne Kunst in Frankfurt am Main sowie 2011 die großartige posthume Retrospektive „Alighiero e Boetti: Game Plan“ des Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía in Madrid, die ebenfalls Station macht in der Tate Modern in London sowie im Museum of Modern Art in New York und das spielerische Moment beleuchtet, das der Kunst von Alighiero e Boetti innewohnt. Alighiero e Boetti stirbt am 24. April 1994 in Rom an den Folgen eines Hirntumors.
Rang
87
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  • Aquarell / Zeichnung: 24
  • Druckgrafik: 7
  • Skulptur / Objekt: 20
  • Gemälde: 56

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