Stand 13.05.2025

Franz Gertsch

Lot 46
Silvia, 2002
Woodcut


Lot 46
Silvia, 2002
Woodcut

Schätzpreis:
€ 120.000 - 180.000
Auktion: 20 Tage

Van Ham Kunstauktionen

Ort: Cologne
Auktion: 04.06.2025
Auktionsnummer: A533
Auktionsname: Modern, Post War & Contemporary

Lot Details
GERTSCH, FRANZ
1930 Mörigen/Switzerland - 2022 Riggisberg/Switzerland

Title: Silvia.
Date: 2002.
Technique: Colour woodcut on Kumohadamashi-Japan by Ivano Heizaburo.
Depiction Size: 192 x 176,5cm.
Sheet Size: 217 x 245cm.
Notation: Signed, inscribed and numbered.
Number: 8/21.
Frame: Framed.


Each hand print of this woodcut is unique due to the colour selection.

Provenance:
- galerie im park, contemporary fine art, Burgdorf
- Collection of Prof. Dr. Thomas Olbricht, Essen

Literature:
- Firmenich, Andrea: Franz Gertsch - Holzschnitte, Aus der Natur Gerissen, Cologne 2013, cat. rais. no. 30


- Balanced, static composition that simultaneously conveys closeness and rapture
- Monumental woodcut in a unique strong red color with a unique character
- Highest printing art on valuable Kumohada Mashi Japanese paper

Schon während seiner Ausbildung an privaten Berner Malschulen veröffentlicht Franz Gertsch Bücher mit Holzschnitten, die teilweise in Zusammenhang mit eigenen Gedichten stehen. Die Hinwendung zur Zeichnung, zu Collagen und Aquarellen der frühen Jahre verwirft Gertsch jedoch unter dem Einfluss der Pop Art Anfang der 1960er Jahre. Fortan widmet er sich der Malerei, die er ab 1969 unter Verwendung von fotografischen Vorlagen ausführt. Mit hyperrealistischen Gemälden von politischen Sujets und Portraits von Familienmitgliedern und Freunden sowie einschlägig bekannten Protagonisten der Kunstszene - darunter Patti Smith, die Rolling Stones oder Urs Lüthi, sowie der Kreis um die exzentrische Figur von Luciano Castelli - die er mittels Diaprojektionen ausführt, erlangt er internationale Bekanntheit. Ins Bild gesetzt sind meist flüchtige Momente, deren alltägliche Beiläufigkeit durch die extreme Vergrößerung und malerische Neuinterpretation in eine ausdruckstarke Monumentalität von fast historischer Aussagekraft kippt.
Nähe und Distanz: Das Gemaltsein alltäglicher Szenen
Dadurch befreite er zugleich seine Motive von der emotionalen Qualität eines Schnappschusses. Statt ihres unmittelbaren, intimen Zugangs betont er das Gemaltsein der Szenen. Tatsächlich lässt sich in der Nahsicht der bis zu 6 Meter großen Formate ein annähernd pointillistisches Verfahren erkennen, in dem Farbpunkte kontrastreich interagieren und flirrende, beinahe psychedelische malerische Effekte erzeugen. Nachdem mit seinem Beitrag zur documenta 5 in Kassel 1972 sein internationaler Durchbruch erfolgt ist, nimmt er 1978, 1999 und 2003 an der Biennale in Venedig teil. Inspiriert von einer Reise nach Japan, widmet sich der Künstler von 1986 bis 1995 ausschließlich dem Holzschnitt. Mit zeitgenössischen Mitteln perfektioniert er dieses traditionelle Medium, dessen Möglichkeiten und auf Naturphänomene konzentriertes Motivspektrum wiederum seine Malerei beeinflussen sollte, so dass er auch als Meister des modernen Holzschnitts gilt.
Obwohl der vorliegende großformatige Holzschnitt das Abbild eines jungen Mädchens aus Gertschs privatem Umfeld erkennen lässt, tritt die persönliche Nähe hinter der Konzentration auf die Technik zurück. Mit äußerster handwerklicher Präzision überträgt er das von jeglicher mimischen Regung entleerte Gesicht in ein System von so genannten Lichtpunkten.
Diffus atmosphärisches Portrait zwischen Erscheinen und Verschwinden
Für seine eigenhändig abgezogenen Holzschnitte, allesamt Unikate, werden Druckstöcke aus verschiedenen Holzarten gefertigt, sowie hochwertige Pigmente und traditionell handgeschöpftes japanisches Papier (washi) verwendet. Dabei nutzt Gertsch die Eigenschaften des Materials für die Bildwirkung. So zeichnet sich die aus Hanf und Maulbeerbaum hergestellte Papiersorte Kumohada Mashi durch eine dicke und robuste Beschaffenheit aus, wodurch sie als Trägermedium für japanische Gemälde geeignet ist. Die Bezeichnung kumohada (wörtlich: Wolkenoberfläche) verweist auf die besondere Struktur der dicht verwobenen Fasern in der Papierbahn, die Ähnlichkeit zur diffusen, luftigen Erscheinung einer Wolke aufweist. Diese atmosphärische Wirkung durchdringt Gertschs Darstellung von Silvia. Die ausgewogene, statische Komposition vermittelt zugleich Nähe und Entrücktheit. Die zarten Konturen der Frauenfigur mit entspannter Haltung und ruhigem, auf den Betrachtenden gerichteten Blick, scheinen sich schemenhaft aus der monochrom gefassten Fläche herauszubilden. Die Bildwirkung changiert zwischen Erscheinen und Verschwinden, zwischen einer sich schwach vom Bildhintergrund abzeichnenden, beinahe geisterhaften Ansicht und einer statuarisch modellierten Gestalt. Ferner ergibt sich durch den übernatürlich großen Rahmen ein unmittelbarer, physisch überwältigender Eindruck, während die Neutralität des Ausdrucks der dargestellten Person eine kontemplative, nahezu realitätsferne Ausstrahlung entfaltet, die an klassische Portraits der Renaissance erinnert.
Bettina Haiss.
Lot Details
GERTSCH, FRANZ
1930 Mörigen/Switzerland - 2022 Riggisberg/Switzerland

Title: Silvia.
Date: 2002.
Technique: Colour woodcut on Kumohadamashi-Japan by Ivano Heizaburo.
Depiction Size: 192 x 176,5cm.
Sheet Size: 217 x 245cm.
Notation: Signed, inscribed and numbered.
Number: 8/21.
Frame: Framed.


Each hand print of this woodcut is unique due to the colour selection.

Provenance:
- galerie im park, contemporary fine art, Burgdorf
- Collection of Prof. Dr. Thomas Olbricht, Essen

Literature:
- Firmenich, Andrea: Franz Gertsch - Holzschnitte, Aus der Natur Gerissen, Cologne 2013, cat. rais. no. 30


- Balanced, static composition that simultaneously conveys closeness and rapture
- Monumental woodcut in a unique strong red color with a unique character
- Highest printing art on valuable Kumohada Mashi Japanese paper

Schon während seiner Ausbildung an privaten Berner Malschulen veröffentlicht Franz Gertsch Bücher mit Holzschnitten, die teilweise in Zusammenhang mit eigenen Gedichten stehen. Die Hinwendung zur Zeichnung, zu Collagen und Aquarellen der frühen Jahre verwirft Gertsch jedoch unter dem Einfluss der Pop Art Anfang der 1960er Jahre. Fortan widmet er sich der Malerei, die er ab 1969 unter Verwendung von fotografischen Vorlagen ausführt. Mit hyperrealistischen Gemälden von politischen Sujets und Portraits von Familienmitgliedern und Freunden sowie einschlägig bekannten Protagonisten der Kunstszene - darunter Patti Smith, die Rolling Stones oder Urs Lüthi, sowie der Kreis um die exzentrische Figur von Luciano Castelli - die er mittels Diaprojektionen ausführt, erlangt er internationale Bekanntheit. Ins Bild gesetzt sind meist flüchtige Momente, deren alltägliche Beiläufigkeit durch die extreme Vergrößerung und malerische Neuinterpretation in eine ausdruckstarke Monumentalität von fast historischer Aussagekraft kippt.
Nähe und Distanz: Das Gemaltsein alltäglicher Szenen
Dadurch befreite er zugleich seine Motive von der emotionalen Qualität eines Schnappschusses. Statt ihres unmittelbaren, intimen Zugangs betont er das Gemaltsein der Szenen. Tatsächlich lässt sich in der Nahsicht der bis zu 6 Meter großen Formate ein annähernd pointillistisches Verfahren erkennen, in dem Farbpunkte kontrastreich interagieren und flirrende, beinahe psychedelische malerische Effekte erzeugen. Nachdem mit seinem Beitrag zur documenta 5 in Kassel 1972 sein internationaler Durchbruch erfolgt ist, nimmt er 1978, 1999 und 2003 an der Biennale in Venedig teil. Inspiriert von einer Reise nach Japan, widmet sich der Künstler von 1986 bis 1995 ausschließlich dem Holzschnitt. Mit zeitgenössischen Mitteln perfektioniert er dieses traditionelle Medium, dessen Möglichkeiten und auf Naturphänomene konzentriertes Motivspektrum wiederum seine Malerei beeinflussen sollte, so dass er auch als Meister des modernen Holzschnitts gilt.
Obwohl der vorliegende großformatige Holzschnitt das Abbild eines jungen Mädchens aus Gertschs privatem Umfeld erkennen lässt, tritt die persönliche Nähe hinter der Konzentration auf die Technik zurück. Mit äußerster handwerklicher Präzision überträgt er das von jeglicher mimischen Regung entleerte Gesicht in ein System von so genannten Lichtpunkten.
Diffus atmosphärisches Portrait zwischen Erscheinen und Verschwinden
Für seine eigenhändig abgezogenen Holzschnitte, allesamt Unikate, werden Druckstöcke aus verschiedenen Holzarten gefertigt, sowie hochwertige Pigmente und traditionell handgeschöpftes japanisches Papier (washi) verwendet. Dabei nutzt Gertsch die Eigenschaften des Materials für die Bildwirkung. So zeichnet sich die aus Hanf und Maulbeerbaum hergestellte Papiersorte Kumohada Mashi durch eine dicke und robuste Beschaffenheit aus, wodurch sie als Trägermedium für japanische Gemälde geeignet ist. Die Bezeichnung kumohada (wörtlich: Wolkenoberfläche) verweist auf die besondere Struktur der dicht verwobenen Fasern in der Papierbahn, die Ähnlichkeit zur diffusen, luftigen Erscheinung einer Wolke aufweist. Diese atmosphärische Wirkung durchdringt Gertschs Darstellung von Silvia. Die ausgewogene, statische Komposition vermittelt zugleich Nähe und Entrücktheit. Die zarten Konturen der Frauenfigur mit entspannter Haltung und ruhigem, auf den Betrachtenden gerichteten Blick, scheinen sich schemenhaft aus der monochrom gefassten Fläche herauszubilden. Die Bildwirkung changiert zwischen Erscheinen und Verschwinden, zwischen einer sich schwach vom Bildhintergrund abzeichnenden, beinahe geisterhaften Ansicht und einer statuarisch modellierten Gestalt. Ferner ergibt sich durch den übernatürlich großen Rahmen ein unmittelbarer, physisch überwältigender Eindruck, während die Neutralität des Ausdrucks der dargestellten Person eine kontemplative, nahezu realitätsferne Ausstrahlung entfaltet, die an klassische Portraits der Renaissance erinnert.
Bettina Haiss.

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