AUGUST WILHELM SCHIRMER (1802 Berlin - Nyon 1866) – Bucht mit auslaufendem Segelschiff bei Sonnenuntergang (The stormy evening)
August Wilhelm Ferdinand Schirmer, der über viele Jahre im Dienste des preußischen Kronprinzen und späteren Königs Friedrich Wilhelm IV. stand, unternahm mehrere Reisen nach Italien. Dort, eingetaucht in das warme, oft gleißenden Licht des Südens, veränderte er ab 1827 seine Palette dahingehend, dass er suggestiv leuchtende Farben zu verwenden begann. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel für den Wandel in seiner Malerei ist diese abendliche Küstenszene, die – für Schirmer eher untypisch – die Merkmale der romantischen Malerei in ihrer reinsten Form aufweist. Börsch-Supan betont, dass Elemente wie die glutrote Sonne, deren Licht sich auf der stillen Wasseroberfläche bricht, der Dreimaster mit gespannten Segeln sowie der einsame Ruderer – eine Rückenfigur! – von der Bildsprache Caspar David Friedrichs inspiriert seien, der fünf Jahre vor Entstehung dieses Bildes verstorben war. Dabei sind nach Börsch-Supan diese Bildkomponenten als Symbole für Abschied und Tod zu deuten. Der Sonnenuntergang stehe für die letzten Strahlen des verglimmenden Lebens, während das ablegende Schiff das „Lebensschiff des Einzelnen“ verkörpere – und doch strahlt das Bild durch die satte Farbgebung eine lebensbejahende Wirkung aus, die die Schönheit und heilende Kraft des Moments – so kurzlebig er auch sein mag – herausstellt.