Stand 15.05.2024

Max Liebermann

Lot 331
Schweinekoben, Wochenstube, 1887
Oil

50 x 64.4 cm

Lot 331
Schweinekoben, Wochenstube, 1887
Oil
50,0 x 64,4 cm

Schätzpreis:
€ 30.000 - 40.000
Auktion: 10 Tage

Ketterer Kunst GmbH & Co KG

Ort: Munich
Auktion: 08.06.2024
Auktionsnummer: 555
Auktionsname: 19th Century Art

Lot Details
Oil on cardboard, laminated ob cardbooard. Signed in lower left. With a fragmentariyl preserved label, twice with the label of Galerie Bruno & Paul Cassirer, no. 209 and no. 757 (titled "Schweinekoben") on the reverse. 50 x 64.4 cm.
- Study for the large studio version of the motif from 1888, which was on loan at the Nationalgalerie Berlin and exhibited at the Liebermann Villa. - Characteristic motif from the early period in Holland. - Made the same year as his key work "Flachsscheuer in Laren" (Alte Nationalgalerie, Berlin). - Upon its exhibition at Galerie Gurlitt in 1888, the studio version was described as one of the artist's best works.
LITERATURE: Matthias Eberle, Max Liebermann. 1847-1935. Catalogue raisonné of paintings and oil studies, vol. I: 1865-1899, Munich 1995, p. 314, no. 1887/20 (illu.). - - Erich Hancke, Max Liebermann, sein Leben und seine Werke, Berlin 1914, p. 242 (illu.). Julius Elias, Liebermann - Corinth, in: Kunst und Künstler, vol. XIII, no. 9, May 1915, p. 411 (illu.). Hans Ostwald, Das Liebermann Buch, Berlin 1930, p. 371 (illu. no. 190). Karl Scheffler, Max Liebermann, Wiesbaden 1953 (illu. on plate 22). Neumeister Auctions, November 22, 1988, lot 268 (illu. on plate 2). Katrin Boskamp, Studien zum Frühwerk von Max Liebermann mit einem Verzeichnis der Gemälde und Ölstudien von 1866-1889, Hildesheim et al. 1994, cat. no. 228. Christie's, London, Impressionist/Modern Day Sale, February 10, 2011, lot 512 (illu.). ARCHIVE MATERIAL: Correspondence between Walter Feilchenfeldt and Dr. Otto Kallir-Nirenstein, dated 21.XII.1936 with a list of oil paintings, here no. 8 (Belvedere Research Center, Vienna, Collection: Archive Neue Galerie, no. 286/12, 121st exhibition Max Liebermann 1937). List of paintings by Max Liebermann, compiled by the Neue Galerie, Dr. Otto Kallir-Nirenstein, Vienna, dated 29.XII.1936, no. 49 (Belvedere Research Center, Vienna, Collection: Archive Neue Galerie, 121st exhibition Max Liebermann 1937). Correspondence of the Parisian shipping company Wacker-Bondy regarding the delivery of the Liebermann paintings to Vienna, dated December 31, 1936 (Belvedere Research Center, Vienna, Collection: Archive Neue Galerie, no. 286/31, 121st exhibition Max Liebermann 1937). N.V. Amsterdamsche Kunsthandlung Paul Cassirer & Co. to Dr. Otto Kallir-Nirenstein, Neue Galerie, Vienna, dated January 5, 1937, list of loans for the 1937 exhibition, no. 8, Schweinekoben, for sale, net 2500,- Fr. (Belvedere Research Center, Vienna, Collection: Archive Neue Galerie, no. 480/8, 121st exhibition Max Liebermann 1937).
Werke deutscher Meister aus Privatbesitz, Galerie Fritz Gurlitt, Berlin, April 1915, no. 53. Max Liebermann zum 70. Geburtstag, Königliche Akademie der Künste, Berlin, 1917, no. 82. Max Liebermann zum 80. Geburtstag, Preussische Akademie der Künste, Berlin, 1927, no. 28. Max Liebermann, Neue Galerie, Vienna, 1937, no. 17. Max Liebermann, 1847-1935, Kunsthalle Basel, 1937, no. 140
Private collection Amsterdam (1890). Bruno Cassirer Collection, Berlin (since 1914 at the latest). Family property of the aforementioned (passed on within the family until the 1980s). Dr. Peter Nathan, Zürich (1988 at the latest, probably directly from the aforementioned family estate). Gavazzeni Collection, Milan (acquired from the aforementioned). Private collection, Germany (acquired in 2001). Private collection Berlin (Christie's, February 10, 2011). We would like to thank the family of Bruno Cassirer and Dr. Imke Gielen, Berlin, for their advice and information
Das vorliegende Gemälde entsteht während eines Aufenthaltes von Max Liebermann in Katwijk in Holland, wohin er seit seinem ersten Besuch im Jahr 1871 regelmäßig reist. Er findet dort Ende der 1880er Jahre die Motive zu seinen bedeutendsten Gemälden der Frühzeit, wie bspw. "Flachsscheuer in Laren" (1887, Staatliche Museen zu Berlin, Neue Nationalgalerie) oder "Netzflickerinnen" (1887, Hamburger Kunsthalle). Liebermann bewegt sich in Holland im ländlichen Raum, wo sein Interesse, ganz einem impressionistisch gefärbten Realismus entsprechend, der einfachen Bevölkerung und den dortigen Lebensumständen mit der Natur und den Tieren gilt, die er oft vor dem Motiv einfängt. Die "Wochenstube" zeigt eine quirlige Schar Ferkelchen bei der Fütterung im Schweinekoben durch eine Bäuerin. Neben ihr schaut ein Kind dieser Fütterung gebannt zu. Der Bauer wirft ebenso einen Blick auf die kleinen Tierchen, die sich um die sich füllende Schüssel drängen. In der hinteren Ecke liegt die erschöpfte Muttersau. Auch ein schwarz gefiedertes Huhn hat sich neugierig herangeschlichen. Alles ist in einem Liebermann-typischen derben Duktus und dämmrigem Halbdunkel gegeben, das den aus schwerem Holz gezimmerten Koben und die sich aus dem Hintergrund nähernde Bauernfamilie im erdigen Kolorit zusammenhält. Helle, rosig-weiße Akzente im Vordergrund setzen die Hauptdarsteller der Szene, die übereinanderpurzelnden Ferkelchen. Liebermann bringt den Schweinen ein besonderes Interesse entgegen: “So um 1885 rum plagte mich arg Rheumatismus. Ich fahre also nach Kissingen zur Kur. Aber sowat is ja schrecklich - so ’ne langweilige Kur! Da schenkte mir’n Verwandter so’n niedlichet Ferkelchen. Der hatte nämlich gehört, das ich ‘nen neuen Schweinekoben malen wollte. Un nu konnte ich das kleene Schwein auf alle Weise zeichnen und malen - und mir die Zeit vertreiben” (Max Liebermann, in: Hans Ostwald, Das Liebermann-Buch [...], Berlin 1930, S. 370ff.). Das Thema beschäftigt Liebermann nachhaltig. Nicht nur verrät das oben genannte Künstlerzitat die intensive, am lebenden Objekt erfolgte Beschäftigung mit diesem Tier, bei der mannigfaltige Studien zu Schweinen entstehen, sondern auch die verschiedenen Versionen des hier vorliegenden Motivs, das Liebermann wie die oben genannten Gemälde im Sommer des Jahres 1887 in Katwjik aufnimmt. Neben einigen Studien (vgl. Eberle 1887/18, 19) und dieser ersten Fassung, die zum Teil noch vor Ort angefertigt werden, entstehen eine zweite und dritte Fassung im Berliner Atelier des Künstlers (vgl. Eberle 1887/30, 1888/7). Die beiden Atelier-Fassungen variieren im Bildpersonal sowie in der Positionierung der Muttersau: In der zweiten, verschollenen Fassung liegt sie noch faul auf der Seite und verpasst dabei das eigentliche Bildgeschehen - das Fütterungsspektakel ihrer Ferkel. Die dritte Fassung ist lange Zeit im Max-Liebermann-Raum der Berlinischen Nationalgalerie zu sehen. In der öffentlichen Wahrnehmung und Kunstkritik ist das Motiv der Nationalgalerie-Version schon früh greifbar in den Rezensionen zu Gurlitts Berliner Kunstsalon, wo das Bild im Februar 1888 erstmals ausgestellt ist. In der Rezension des Kunsthistorikers Georg Voß heisst es hierzu lobend: "Liebermann - hat diesmal das Bedürfnis gehabt, ein Bild voll Frohsinn und Leben zu geben. Doch die Wesen, in deren Zügen er nach dem ewigen Einerlei von Stumpfsinn und Langeweile endlich einmal Glück und Freude malt, sind nicht Menschen, sondern Tiere, eine Schar munterer Ferkel, die sich um einen frisch gefüllten Trog drängen. [...] Die Landleute, welche diesen Schweinen zuschauen, sind so schmutzbedeckt wie auf fast allen Bildern Liebermanns. Die Schweine dagegen strahlen so weiß und rein, als ob sie eben aus dem Bade kämen. Das Bild ist übrigens in der Darstellung des Lichts eines der besten Werke des Künstlers." (zit. nach: Georg Voß, Eine Ausstellung der Hellmaler, in: Die Kunst für Alle, Jg. III, Heft 12, 1888, S. 188). [KT]
Lot Details
Oil on cardboard, laminated ob cardbooard. Signed in lower left. With a fragmentariyl preserved label, twice with the label of Galerie Bruno & Paul Cassirer, no. 209 and no. 757 (titled "Schweinekoben") on the reverse. 50 x 64.4 cm.
- Study for the large studio version of the motif from 1888, which was on loan at the Nationalgalerie Berlin and exhibited at the Liebermann Villa. - Characteristic motif from the early period in Holland. - Made the same year as his key work "Flachsscheuer in Laren" (Alte Nationalgalerie, Berlin). - Upon its exhibition at Galerie Gurlitt in 1888, the studio version was described as one of the artist's best works.
LITERATURE: Matthias Eberle, Max Liebermann. 1847-1935. Catalogue raisonné of paintings and oil studies, vol. I: 1865-1899, Munich 1995, p. 314, no. 1887/20 (illu.). - - Erich Hancke, Max Liebermann, sein Leben und seine Werke, Berlin 1914, p. 242 (illu.). Julius Elias, Liebermann - Corinth, in: Kunst und Künstler, vol. XIII, no. 9, May 1915, p. 411 (illu.). Hans Ostwald, Das Liebermann Buch, Berlin 1930, p. 371 (illu. no. 190). Karl Scheffler, Max Liebermann, Wiesbaden 1953 (illu. on plate 22). Neumeister Auctions, November 22, 1988, lot 268 (illu. on plate 2). Katrin Boskamp, Studien zum Frühwerk von Max Liebermann mit einem Verzeichnis der Gemälde und Ölstudien von 1866-1889, Hildesheim et al. 1994, cat. no. 228. Christie's, London, Impressionist/Modern Day Sale, February 10, 2011, lot 512 (illu.). ARCHIVE MATERIAL: Correspondence between Walter Feilchenfeldt and Dr. Otto Kallir-Nirenstein, dated 21.XII.1936 with a list of oil paintings, here no. 8 (Belvedere Research Center, Vienna, Collection: Archive Neue Galerie, no. 286/12, 121st exhibition Max Liebermann 1937). List of paintings by Max Liebermann, compiled by the Neue Galerie, Dr. Otto Kallir-Nirenstein, Vienna, dated 29.XII.1936, no. 49 (Belvedere Research Center, Vienna, Collection: Archive Neue Galerie, 121st exhibition Max Liebermann 1937). Correspondence of the Parisian shipping company Wacker-Bondy regarding the delivery of the Liebermann paintings to Vienna, dated December 31, 1936 (Belvedere Research Center, Vienna, Collection: Archive Neue Galerie, no. 286/31, 121st exhibition Max Liebermann 1937). N.V. Amsterdamsche Kunsthandlung Paul Cassirer & Co. to Dr. Otto Kallir-Nirenstein, Neue Galerie, Vienna, dated January 5, 1937, list of loans for the 1937 exhibition, no. 8, Schweinekoben, for sale, net 2500,- Fr. (Belvedere Research Center, Vienna, Collection: Archive Neue Galerie, no. 480/8, 121st exhibition Max Liebermann 1937).
Werke deutscher Meister aus Privatbesitz, Galerie Fritz Gurlitt, Berlin, April 1915, no. 53. Max Liebermann zum 70. Geburtstag, Königliche Akademie der Künste, Berlin, 1917, no. 82. Max Liebermann zum 80. Geburtstag, Preussische Akademie der Künste, Berlin, 1927, no. 28. Max Liebermann, Neue Galerie, Vienna, 1937, no. 17. Max Liebermann, 1847-1935, Kunsthalle Basel, 1937, no. 140
Private collection Amsterdam (1890). Bruno Cassirer Collection, Berlin (since 1914 at the latest). Family property of the aforementioned (passed on within the family until the 1980s). Dr. Peter Nathan, Zürich (1988 at the latest, probably directly from the aforementioned family estate). Gavazzeni Collection, Milan (acquired from the aforementioned). Private collection, Germany (acquired in 2001). Private collection Berlin (Christie's, February 10, 2011). We would like to thank the family of Bruno Cassirer and Dr. Imke Gielen, Berlin, for their advice and information
Das vorliegende Gemälde entsteht während eines Aufenthaltes von Max Liebermann in Katwijk in Holland, wohin er seit seinem ersten Besuch im Jahr 1871 regelmäßig reist. Er findet dort Ende der 1880er Jahre die Motive zu seinen bedeutendsten Gemälden der Frühzeit, wie bspw. "Flachsscheuer in Laren" (1887, Staatliche Museen zu Berlin, Neue Nationalgalerie) oder "Netzflickerinnen" (1887, Hamburger Kunsthalle). Liebermann bewegt sich in Holland im ländlichen Raum, wo sein Interesse, ganz einem impressionistisch gefärbten Realismus entsprechend, der einfachen Bevölkerung und den dortigen Lebensumständen mit der Natur und den Tieren gilt, die er oft vor dem Motiv einfängt. Die "Wochenstube" zeigt eine quirlige Schar Ferkelchen bei der Fütterung im Schweinekoben durch eine Bäuerin. Neben ihr schaut ein Kind dieser Fütterung gebannt zu. Der Bauer wirft ebenso einen Blick auf die kleinen Tierchen, die sich um die sich füllende Schüssel drängen. In der hinteren Ecke liegt die erschöpfte Muttersau. Auch ein schwarz gefiedertes Huhn hat sich neugierig herangeschlichen. Alles ist in einem Liebermann-typischen derben Duktus und dämmrigem Halbdunkel gegeben, das den aus schwerem Holz gezimmerten Koben und die sich aus dem Hintergrund nähernde Bauernfamilie im erdigen Kolorit zusammenhält. Helle, rosig-weiße Akzente im Vordergrund setzen die Hauptdarsteller der Szene, die übereinanderpurzelnden Ferkelchen. Liebermann bringt den Schweinen ein besonderes Interesse entgegen: “So um 1885 rum plagte mich arg Rheumatismus. Ich fahre also nach Kissingen zur Kur. Aber sowat is ja schrecklich - so ’ne langweilige Kur! Da schenkte mir’n Verwandter so’n niedlichet Ferkelchen. Der hatte nämlich gehört, das ich ‘nen neuen Schweinekoben malen wollte. Un nu konnte ich das kleene Schwein auf alle Weise zeichnen und malen - und mir die Zeit vertreiben” (Max Liebermann, in: Hans Ostwald, Das Liebermann-Buch [...], Berlin 1930, S. 370ff.). Das Thema beschäftigt Liebermann nachhaltig. Nicht nur verrät das oben genannte Künstlerzitat die intensive, am lebenden Objekt erfolgte Beschäftigung mit diesem Tier, bei der mannigfaltige Studien zu Schweinen entstehen, sondern auch die verschiedenen Versionen des hier vorliegenden Motivs, das Liebermann wie die oben genannten Gemälde im Sommer des Jahres 1887 in Katwjik aufnimmt. Neben einigen Studien (vgl. Eberle 1887/18, 19) und dieser ersten Fassung, die zum Teil noch vor Ort angefertigt werden, entstehen eine zweite und dritte Fassung im Berliner Atelier des Künstlers (vgl. Eberle 1887/30, 1888/7). Die beiden Atelier-Fassungen variieren im Bildpersonal sowie in der Positionierung der Muttersau: In der zweiten, verschollenen Fassung liegt sie noch faul auf der Seite und verpasst dabei das eigentliche Bildgeschehen - das Fütterungsspektakel ihrer Ferkel. Die dritte Fassung ist lange Zeit im Max-Liebermann-Raum der Berlinischen Nationalgalerie zu sehen. In der öffentlichen Wahrnehmung und Kunstkritik ist das Motiv der Nationalgalerie-Version schon früh greifbar in den Rezensionen zu Gurlitts Berliner Kunstsalon, wo das Bild im Februar 1888 erstmals ausgestellt ist. In der Rezension des Kunsthistorikers Georg Voß heisst es hierzu lobend: "Liebermann - hat diesmal das Bedürfnis gehabt, ein Bild voll Frohsinn und Leben zu geben. Doch die Wesen, in deren Zügen er nach dem ewigen Einerlei von Stumpfsinn und Langeweile endlich einmal Glück und Freude malt, sind nicht Menschen, sondern Tiere, eine Schar munterer Ferkel, die sich um einen frisch gefüllten Trog drängen. [...] Die Landleute, welche diesen Schweinen zuschauen, sind so schmutzbedeckt wie auf fast allen Bildern Liebermanns. Die Schweine dagegen strahlen so weiß und rein, als ob sie eben aus dem Bade kämen. Das Bild ist übrigens in der Darstellung des Lichts eines der besten Werke des Künstlers." (zit. nach: Georg Voß, Eine Ausstellung der Hellmaler, in: Die Kunst für Alle, Jg. III, Heft 12, 1888, S. 188). [KT]

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