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Stand 28.11.2024

Egon Schiele

Lot 708
EGON SCHIELE (1890 Tulln/Donau - Wien 1918) – Bildnis Dr. Hugo Koller (Standing female nude with drapery, facing right)
Kreide auf chamoisfarbenem Velin


Lot 708
EGON SCHIELE (1890 Tulln/Donau - Wien 1918) – Bildnis Dr. Hugo Koller (Standing female nude with drapery, facing right)
Kreide auf chamoisfarbenem Velin

Schätzpreis:
€ 180.000 - 220.000
Auktion: 6 Tage

Karl & Faber Kunstauktionen GmbH

Ort: Munich, Germany
Auktion: 05.12.2024
Auktionsnummer: 330
Auktionsname: Auktion 330: Moderne Kunst | Evening Sale

Lot Details
EGON SCHIELE (1890 Tulln/Donau - Wien 1918) – Bildnis Dr. Hugo Koller (Standing female nude with drapery, facing right)

• Skizze zum Porträt Dr. Kollers, welches bis heute im Wiener Belvedere bewahrt wird • Koller war Mediziner, Geisteswissenschaftler und Industrieller – seine Leidenschaft galt der Kunst • Schiele zeichnet hier ein Bild der intelektuellen Kontemplation Die hier angebotene Porträtskizze Dr. Hugo Kollers von Egon Schiele dient dem Arbeitsprozess zur Vorbereitung des gleichnamigen Gemäldes, welches sich heute in der Sammlung des Belvedere in Wien (Inv.-Nr. 4296) befindet. Koller ist doppelt promovierter Mediziner und Geisteswissenschaftler. Nachdem er zunächst wissenschaftlich tätig ist, steigt er ab 1897 in die Geschäfte des Schwiegervaters ein und wird im Laufe der Zeit zum Industriellen. Wenngleich besonders der akademische Teil seiner Karriere ohne starkes Interesse nicht möglich gewesen wäre – eine zweifache Promotion spricht für einen enthusiastischen Forscher auf vielerlei Gebieten – und er später im Leben sogar ein eigenes Labor bauen lässt, so brennt Koller doch stark für die Kunst! Er verehrt die Musik Anton Bruckners, ist mit Künstlern der Secession und der Wiener Werkstätte befreundet. Später hilft er zahlreichen Künstlern und protegiert besonders Heinrich Schröder, der ihm ein Ziehsohn wird. Durch seine Kontakte in die Welt der Kunst lernt er Broncia Pineles kennen, eine Künstlerin die bis heute zu den bedeutendsten Vertreterinnen der Wiener Moderne zählt. Sie wird ihm nicht nur zur Partnerin, sondern er unterstützt ihre Karriere mit seinem Netzwerk. Ihre Liebe zur Kunst – Broncia als erfolgreiche Malerin, Hugo als geschäftiger Sammler und Mäzen – leben sie dabei ihren Kindern vor, sodass auch die Tochter Silvia Koller später Malerin wird und der Sohn die Bildhauerin Anna Mahler heiratet. 1913 leitet Dr. Hugo Koller die Fabrik seines in der Zwischenzeit verstorbenen Schwiegervaters. Die Familie lebt nahe Wien auf Gut Oberwaltersdorf und empfängt dort junge Künstler. Zu diesen gehört auch 1918 der junge Egon Schiele. Er arrangiert den Auftraggeber im Ölgemälde in dessen Bibliothek und schafft so nicht nur eine gefällige Kulisse, sondern ein Charakterporträt. Inmitten einer nicht aufgeräumten Bibliothek, sondern einer wild gestapelten Sammlung unzähliger Bücher! Sie türmen sich, sind aufgeschlagen heruntergefallen, quetschen sich in Ecken und selbst der Porträtierte hatte keine Zeit, das geöffnete Buch für das Porträt vom Schoß zurück ins Regal zu legen. Koller ist Bibliophiler par excellence, mehrere Tausend Bücher zählt seine Sammlung. Schiele zeigt dies und die damit verbundene Sammelobsession eines Mannes, der nicht nur Objekte wie Kunst und Bücher anhäuft, sondern auch das enthaltene Wissen hortet und erweitert.

Verso handschriftlich bezeichnet „Die umseitige Zeichnung entstand im Sommer 1918 in unserem Hause in Oberwaltersdorf als Studie zu dem Porträt (Ölgem.) meines Vaters Dr. Hugo Koller (heute in der Oesterr. Galerie Belvedere). 2. Febr. 1964. Rupert Koller.“ Kallir D 2469.

Literatur: Egon Schiele, Mizue Japanese Art Magazine, Nr. 870, September 1977, S. 38; Nebehay, Christian, Egon Schiele. Von der Skizze zum Bild, die Skizzenbücher, Wien u.a. 1989, Nr. 214; Nebehay, Christian, Egon Schiele. Sketchbooks, New York 1989, Nr. 214, s/w Abb. S. 275; Kallir, Jane und Frodl, Gerbert (Hrsg.), Egon Schiele (1890-1918) in der Österreichischen Galerie in Wien, 1990, S. 48 („Privatbesitz“).

Ausstellung: Vom Jugendstil zum Expressionismus, Galerie Pabst, Wien 1969, Kat.-Nr. 117, mit Abb.; Egon Schiele and the Human Form: Drawings and Watercolors, Des Moines Art Center, Des Moines/Iowa u.a. 1971, Kat.-Nr. 59, mit Abb.; Egon Schiele, Haus der Kunst, München 1975, Kat.-Nr. 261, mit Abb.; Egon Schiele. Dessins et Aquarelles, Galerie Octave Negru, Paris 1976, Kat.-Nr. 21, mit Abb.; Egon Schiele, Galerie Loyse von Oppenheim, Nyon 1980, o. Kat.; Gustav Klimt, Oskar Kokoschka, Egon Schiele: Dessins et Aquarelles, Salle Saint-Jean, Hôtel de Ville, Paris u.a. 1984, Kat.-Nr. 88, mit Abb.; Egon Schiele, Mezinárodní kulturní centrum Egona Schieleho, Krumau 1994; Egon Schiele. Arbeiten auf Papier, Galerie Hauser & Wirth, Zürich 1994, S. 15; Egon Schiele, Mezinárodní kulturní centrum Egona Schieleho, Krumau 1993-1996, außer Kat.; Egon Schiele. Listasafn Íslands, National Gallery of Iceland, Reykjavík 1996.

Provenienz: Familie Dr. Hugo Koller, Wien/Oberwaltersdorf; Sammlung/Nachlass Serge Sabarsky, New York; Sammlung/Stiftung Vally Sabarsky, New York.
Lot Details
EGON SCHIELE (1890 Tulln/Donau - Wien 1918) – Bildnis Dr. Hugo Koller (Standing female nude with drapery, facing right)

• Skizze zum Porträt Dr. Kollers, welches bis heute im Wiener Belvedere bewahrt wird • Koller war Mediziner, Geisteswissenschaftler und Industrieller – seine Leidenschaft galt der Kunst • Schiele zeichnet hier ein Bild der intelektuellen Kontemplation Die hier angebotene Porträtskizze Dr. Hugo Kollers von Egon Schiele dient dem Arbeitsprozess zur Vorbereitung des gleichnamigen Gemäldes, welches sich heute in der Sammlung des Belvedere in Wien (Inv.-Nr. 4296) befindet. Koller ist doppelt promovierter Mediziner und Geisteswissenschaftler. Nachdem er zunächst wissenschaftlich tätig ist, steigt er ab 1897 in die Geschäfte des Schwiegervaters ein und wird im Laufe der Zeit zum Industriellen. Wenngleich besonders der akademische Teil seiner Karriere ohne starkes Interesse nicht möglich gewesen wäre – eine zweifache Promotion spricht für einen enthusiastischen Forscher auf vielerlei Gebieten – und er später im Leben sogar ein eigenes Labor bauen lässt, so brennt Koller doch stark für die Kunst! Er verehrt die Musik Anton Bruckners, ist mit Künstlern der Secession und der Wiener Werkstätte befreundet. Später hilft er zahlreichen Künstlern und protegiert besonders Heinrich Schröder, der ihm ein Ziehsohn wird. Durch seine Kontakte in die Welt der Kunst lernt er Broncia Pineles kennen, eine Künstlerin die bis heute zu den bedeutendsten Vertreterinnen der Wiener Moderne zählt. Sie wird ihm nicht nur zur Partnerin, sondern er unterstützt ihre Karriere mit seinem Netzwerk. Ihre Liebe zur Kunst – Broncia als erfolgreiche Malerin, Hugo als geschäftiger Sammler und Mäzen – leben sie dabei ihren Kindern vor, sodass auch die Tochter Silvia Koller später Malerin wird und der Sohn die Bildhauerin Anna Mahler heiratet. 1913 leitet Dr. Hugo Koller die Fabrik seines in der Zwischenzeit verstorbenen Schwiegervaters. Die Familie lebt nahe Wien auf Gut Oberwaltersdorf und empfängt dort junge Künstler. Zu diesen gehört auch 1918 der junge Egon Schiele. Er arrangiert den Auftraggeber im Ölgemälde in dessen Bibliothek und schafft so nicht nur eine gefällige Kulisse, sondern ein Charakterporträt. Inmitten einer nicht aufgeräumten Bibliothek, sondern einer wild gestapelten Sammlung unzähliger Bücher! Sie türmen sich, sind aufgeschlagen heruntergefallen, quetschen sich in Ecken und selbst der Porträtierte hatte keine Zeit, das geöffnete Buch für das Porträt vom Schoß zurück ins Regal zu legen. Koller ist Bibliophiler par excellence, mehrere Tausend Bücher zählt seine Sammlung. Schiele zeigt dies und die damit verbundene Sammelobsession eines Mannes, der nicht nur Objekte wie Kunst und Bücher anhäuft, sondern auch das enthaltene Wissen hortet und erweitert.

Verso handschriftlich bezeichnet „Die umseitige Zeichnung entstand im Sommer 1918 in unserem Hause in Oberwaltersdorf als Studie zu dem Porträt (Ölgem.) meines Vaters Dr. Hugo Koller (heute in der Oesterr. Galerie Belvedere). 2. Febr. 1964. Rupert Koller.“ Kallir D 2469.

Literatur: Egon Schiele, Mizue Japanese Art Magazine, Nr. 870, September 1977, S. 38; Nebehay, Christian, Egon Schiele. Von der Skizze zum Bild, die Skizzenbücher, Wien u.a. 1989, Nr. 214; Nebehay, Christian, Egon Schiele. Sketchbooks, New York 1989, Nr. 214, s/w Abb. S. 275; Kallir, Jane und Frodl, Gerbert (Hrsg.), Egon Schiele (1890-1918) in der Österreichischen Galerie in Wien, 1990, S. 48 („Privatbesitz“).

Ausstellung: Vom Jugendstil zum Expressionismus, Galerie Pabst, Wien 1969, Kat.-Nr. 117, mit Abb.; Egon Schiele and the Human Form: Drawings and Watercolors, Des Moines Art Center, Des Moines/Iowa u.a. 1971, Kat.-Nr. 59, mit Abb.; Egon Schiele, Haus der Kunst, München 1975, Kat.-Nr. 261, mit Abb.; Egon Schiele. Dessins et Aquarelles, Galerie Octave Negru, Paris 1976, Kat.-Nr. 21, mit Abb.; Egon Schiele, Galerie Loyse von Oppenheim, Nyon 1980, o. Kat.; Gustav Klimt, Oskar Kokoschka, Egon Schiele: Dessins et Aquarelles, Salle Saint-Jean, Hôtel de Ville, Paris u.a. 1984, Kat.-Nr. 88, mit Abb.; Egon Schiele, Mezinárodní kulturní centrum Egona Schieleho, Krumau 1994; Egon Schiele. Arbeiten auf Papier, Galerie Hauser & Wirth, Zürich 1994, S. 15; Egon Schiele, Mezinárodní kulturní centrum Egona Schieleho, Krumau 1993-1996, außer Kat.; Egon Schiele. Listasafn Íslands, National Gallery of Iceland, Reykjavík 1996.

Provenienz: Familie Dr. Hugo Koller, Wien/Oberwaltersdorf; Sammlung/Nachlass Serge Sabarsky, New York; Sammlung/Stiftung Vally Sabarsky, New York.

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