Stand 28.11.2024

(alfred otto wolfgang schulze) Wols

Lot 739
WOLS (ALFRED OTTO WOLFGANG SCHULZE) (1913 Berlin - Paris 1951) – Tout un Monde (Montaru VIII. 1954)
Feder in Rot und Schwarz und Aquarell auf grünem Velin


Lot 739
WOLS (ALFRED OTTO WOLFGANG SCHULZE) (1913 Berlin - Paris 1951) – Tout un Monde (Montaru VIII. 1954)
Feder in Rot und Schwarz und Aquarell auf grünem Velin

Schätzpreis:
€ 20.000 - 30.000
Auktion: 6 Tage

Karl & Faber Kunstauktionen GmbH

Ort: Munich, Germany
Auktion: 05.12.2024
Auktionsnummer: 330
Auktionsname: Auktion 330: Moderne Kunst | Evening Sale

Lot Details
WOLS (ALFRED OTTO WOLFGANG SCHULZE) (1913 Berlin - Paris 1951) – Tout un Monde (Montaru VIII. 1954)

• Bereits weitgehend abstrahierte Zeichnung aus den frühen 1940er Jahren • Filigrane Zeichnung mit zarter Farbigkeit • Aus dem ehemaligen Besitz von Gréty Wols, der Witwe des Künstlers Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 entschließt sich Wols, geboren als Alfred Otto Wolfgang Schulze, nach Paris zu ziehen. Mittellos und ohne Arbeitserlaubnis verlässt er im selben Jahr die Stadt zusammen mit seiner Lebensgefährtin Gréty und reist von dort über Barcelona und Mallorca nach Ibiza. Da er keinen Pass besitzt, wird Wols Ende 1935 aus Spanien abgeschoben. Er kehrt auf abenteuerlichen Wegen über die Pyrenäen nach Frankreich zurück, wo er in Paris mit Hilfe von Fernand Léger eine befristete Aufenthaltsgenehmigung erhält. Seinen Lebensunterhalt verdient er mit Fotografie. Anfang 1937 werden seine Arbeiten erstmals öffentlich in der auf Fotokunst spezialisierten Galerie de la Pléiade ausgestellt. Im Jahr 1939, unmittelbar nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, wird Wols als staatenloser Emigrant in ein französisches Internierungslager gebracht. Nach mehreren Monaten Gefangenschaft in verschiedenen Lagern kann ihn Gréty mit Mal-Utensilien versorgen. Während der Internierungszeit entsteht eine Vielzahl von surreal anmutenden, filigranen Zeichnungen und Aquarellen, die das Lagerleben thematisierten. Das Zeichnen wird für ihn und die anderen mit ihm internierten Künstler wie Max Ernst und Hans Bellmer zu einer Art Überlebensstrategie. Ende Oktober 1940 wird Wols aus dem Lager Les Milles entlassen, nachdem er kurz zuvor Gréty geheiratet und so automatisch die französische Staatsbürgerschaft erhalten hat. Seit der Zeit der Inhaftierung beschäftigt sich Wols, der vorher hauptsächlich fotografierte, intensiv mit Zeichnen und Aquarellieren. In seinen Arbeiten – wie auch der vorliegenden Zeichnung – vollzieht Wols eine radikale Abwendung von realen Objekten und vertieft sich in seine Welt der Fantasien, Halluzinationen und Delirien. Mit akribischer Genauigkeit kreiert er Mikrokosmen aus organischen und urbanen Elementen. Im Verlauf seiner künstlerischen Entwicklung schafft er eine neue Form der abstrakten Kunst, die später als Informel oder Tachismus bezeichnet wird. Von zahlreichen Pariser Künstlern und Schriftstellern verteidigt, kann Wols während des Krieges in Frankreich bleiben und entwickelt sein künstlerisches Werk bis zu seinem frühen Tod 1951 im Alter von 38 Jahren. Seine Werke befinden sich heute in den weltweit bedeutendsten Sammlungen, wie dem MoMA und dem MET in New York, der Tate London, dem Centre Pompidou in Paris und der Nationalgalerie in Berlin.

Gutbrod B-042 (dort noch mit abweichender Provenienz). Die Arbeit wird in das aktualisierte Wols-Werkverzeichnis der Karin und Uwe Hollweg Stiftung, Bremen, aufgenommen.

Provenienz: Gréty Wols, Witwe des Künstlers, Paris; Privatsammlung Hedwig Marbach, Bern, 1956 bei Vorgenannter erworben (wohl durch die Vermittlung der Galerie Michel Couturier, Paris); Privatsammlung Herr Wise, 1958 bei Vorgenannter erworben; Galerie Rudolf Zwirner, Köln; Privatsammlung, Süddeutschland, vor 1966 bei Vorgenannter erworben; Privatbesitz, Süddeutschland, durch Erbfolge von Vorgenannter erhalten.
Lot Details
WOLS (ALFRED OTTO WOLFGANG SCHULZE) (1913 Berlin - Paris 1951) – Tout un Monde (Montaru VIII. 1954)

• Bereits weitgehend abstrahierte Zeichnung aus den frühen 1940er Jahren • Filigrane Zeichnung mit zarter Farbigkeit • Aus dem ehemaligen Besitz von Gréty Wols, der Witwe des Künstlers Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 entschließt sich Wols, geboren als Alfred Otto Wolfgang Schulze, nach Paris zu ziehen. Mittellos und ohne Arbeitserlaubnis verlässt er im selben Jahr die Stadt zusammen mit seiner Lebensgefährtin Gréty und reist von dort über Barcelona und Mallorca nach Ibiza. Da er keinen Pass besitzt, wird Wols Ende 1935 aus Spanien abgeschoben. Er kehrt auf abenteuerlichen Wegen über die Pyrenäen nach Frankreich zurück, wo er in Paris mit Hilfe von Fernand Léger eine befristete Aufenthaltsgenehmigung erhält. Seinen Lebensunterhalt verdient er mit Fotografie. Anfang 1937 werden seine Arbeiten erstmals öffentlich in der auf Fotokunst spezialisierten Galerie de la Pléiade ausgestellt. Im Jahr 1939, unmittelbar nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, wird Wols als staatenloser Emigrant in ein französisches Internierungslager gebracht. Nach mehreren Monaten Gefangenschaft in verschiedenen Lagern kann ihn Gréty mit Mal-Utensilien versorgen. Während der Internierungszeit entsteht eine Vielzahl von surreal anmutenden, filigranen Zeichnungen und Aquarellen, die das Lagerleben thematisierten. Das Zeichnen wird für ihn und die anderen mit ihm internierten Künstler wie Max Ernst und Hans Bellmer zu einer Art Überlebensstrategie. Ende Oktober 1940 wird Wols aus dem Lager Les Milles entlassen, nachdem er kurz zuvor Gréty geheiratet und so automatisch die französische Staatsbürgerschaft erhalten hat. Seit der Zeit der Inhaftierung beschäftigt sich Wols, der vorher hauptsächlich fotografierte, intensiv mit Zeichnen und Aquarellieren. In seinen Arbeiten – wie auch der vorliegenden Zeichnung – vollzieht Wols eine radikale Abwendung von realen Objekten und vertieft sich in seine Welt der Fantasien, Halluzinationen und Delirien. Mit akribischer Genauigkeit kreiert er Mikrokosmen aus organischen und urbanen Elementen. Im Verlauf seiner künstlerischen Entwicklung schafft er eine neue Form der abstrakten Kunst, die später als Informel oder Tachismus bezeichnet wird. Von zahlreichen Pariser Künstlern und Schriftstellern verteidigt, kann Wols während des Krieges in Frankreich bleiben und entwickelt sein künstlerisches Werk bis zu seinem frühen Tod 1951 im Alter von 38 Jahren. Seine Werke befinden sich heute in den weltweit bedeutendsten Sammlungen, wie dem MoMA und dem MET in New York, der Tate London, dem Centre Pompidou in Paris und der Nationalgalerie in Berlin.

Gutbrod B-042 (dort noch mit abweichender Provenienz). Die Arbeit wird in das aktualisierte Wols-Werkverzeichnis der Karin und Uwe Hollweg Stiftung, Bremen, aufgenommen.

Provenienz: Gréty Wols, Witwe des Künstlers, Paris; Privatsammlung Hedwig Marbach, Bern, 1956 bei Vorgenannter erworben (wohl durch die Vermittlung der Galerie Michel Couturier, Paris); Privatsammlung Herr Wise, 1958 bei Vorgenannter erworben; Galerie Rudolf Zwirner, Köln; Privatsammlung, Süddeutschland, vor 1966 bei Vorgenannter erworben; Privatbesitz, Süddeutschland, durch Erbfolge von Vorgenannter erhalten.

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