Stand 28.11.2024

Otto Dix

Lot 709
OTTO DIX (1891 Untermhaus bei Gera - Singen 1969) – „Selbstporträt“ (Portrait of Dr Hugo Koller)
Öl, Aquarell und Bleistift auf leicht strukturiertem Velin


Lot 709
OTTO DIX (1891 Untermhaus bei Gera - Singen 1969) – „Selbstporträt“ (Portrait of Dr Hugo Koller)
Öl, Aquarell und Bleistift auf leicht strukturiertem Velin

Schätzpreis:
€ 30.000 - 40.000
Auktion: 6 Tage

Karl & Faber Kunstauktionen GmbH

Ort: Munich, Germany
Auktion: 05.12.2024
Auktionsnummer: 330
Auktionsname: Auktion 330: Moderne Kunst | Evening Sale

Lot Details
OTTO DIX (1891 Untermhaus bei Gera - Singen 1969) – „Selbstporträt“ (Portrait of Dr Hugo Koller)

• Bedeutendes Selbstbildnis des Künstlers aus seiner Düsseldorfer Zeit • Dix zeigt hier eine sachlich-kritische und strenge Selbsterforschung, wobei er den Kopf detailliert ausführt, Schultern und Kragen dagegen lediglich andeutet • Gewidmet dem Kunsthistoriker Will Grohmann, der wie Dix zu den Gründungsmitgliedern der Dresdner Sezession gehörte Ein Ende kann auch ein Anfang sein: Seit seinem Einsatz im Ersten Weltkrieg studiert Otto Dix an der Kunstakademie in Dresden und bezieht 1919 ein Freiatelier. Dort malt er 1921 das Gemälde „Schützengraben“, was in seiner unmittelbaren Intensität zu einer Anti-Kriegs-Ikone werden wird. Doch 1922 endet die Dresdner Zeit. Das Atelier muss er, es war so geplant und er weiß darum, räumen. Statt sich neue Räumlichkeiten zu suchen, zieht Dix mit Martha Koch, die er Anfang 1923 heiraten wird, nach Düsseldorf. Dort schlägt in dieser Zeit der Puls der ganz aktuellen Kunst. Mutter Ey, die Galeristin Johanna Ey, nimmt ihn in ihren Umkreis auf. An der Düsseldorfer Kunstakademie kann er nicht nur ein Meisterschüleratelier beziehen, er wird dort auch die Herstellung von Druckgrafiken studieren. Er wird Mitglied des Jungen Rheinlands sowie der Rheingruppe. Seinen „Schützengraben“ kann er an das Wallraf-Richartz-Museum in Köln verkaufen. Kurzum, Otto Dix ist auf einem guten Weg, sowohl privat als auch in seiner Künstlerkarriere scheint sich vieles wünschenswert zu entwickeln. Und doch ist da der Mann, der den Ersten Weltkrieg nicht nur miterleben, sondern der diesen mitkämpfen musste. Der an zwei Fronten das Grauen dieser Vernichtungswelle hautnah miterlebte und der, sofern man seine im Krieg und danach entstandenen Arbeiten psychologisieren möchte, schwer traumatisiert den Schützengraben verlies. Diesem Mann begegnen wir im hier angebotenen „Selbstporträt“ vom Sommer 1923. Wir sehen keinen glücklichen, frisch Verheirateten, in einer neuen Stadt gut Angekommenen, einen Künstler, der in den begehrtesten Kreisen des Rheinlands verkehrt. Im Gegenteil, wir sehen einen strengen, in sich gekehrten Mann. Die Haare glatt nach hinten pomadiert, mit hochgeschlossenem weißen Hemd und roter Krawatte, stiert Dix an uns vorbei aus dem Bild heraus in eine undeutbare Ferne. Hochkonzentriert und sezierend bohrt sich der Blick durch das Velin. Hier ist ein strenger (Selbst-)Beobachter am Werk, der sich nichts erspart, was er auch seinen anderen Sujets antut, nämlich das genaueste Abmalen. Dabei, bei allem Naturalismus, ist Otto Dix kein Naturalist. Die Farben verschwimmen, Öl und Aquarell bilden feine Schichten, bauen Gesichtszüge ebenso wie die dahinter liegenden Emotionen auf. Dix differenziert zwischen Wichtigem und Nebensachen, zwischen akkurat Darzustellendem und Skizzenhaftem: Wo die faszialen Züge geradezu überakkurat wiedergegeben werden, da verschwimmt bereits das Ohr und die Kleidung wird in wenigen flotten Strichen nur noch angedeutet.

Verso mit spanischem Zollstempel. Pfäffle A 1923/126.

Provenienz: Sammlung Will Grohmann (1887-1968), Dresden; Hauswedell & Nolte, Hamburg 3.6.1976, Los 344, mit s/w Abb. S. 124; Privatsammlung, Bayern.
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OTTO DIX (1891 Untermhaus bei Gera - Singen 1969) – „Selbstporträt“ (Portrait of Dr Hugo Koller)

• Bedeutendes Selbstbildnis des Künstlers aus seiner Düsseldorfer Zeit • Dix zeigt hier eine sachlich-kritische und strenge Selbsterforschung, wobei er den Kopf detailliert ausführt, Schultern und Kragen dagegen lediglich andeutet • Gewidmet dem Kunsthistoriker Will Grohmann, der wie Dix zu den Gründungsmitgliedern der Dresdner Sezession gehörte Ein Ende kann auch ein Anfang sein: Seit seinem Einsatz im Ersten Weltkrieg studiert Otto Dix an der Kunstakademie in Dresden und bezieht 1919 ein Freiatelier. Dort malt er 1921 das Gemälde „Schützengraben“, was in seiner unmittelbaren Intensität zu einer Anti-Kriegs-Ikone werden wird. Doch 1922 endet die Dresdner Zeit. Das Atelier muss er, es war so geplant und er weiß darum, räumen. Statt sich neue Räumlichkeiten zu suchen, zieht Dix mit Martha Koch, die er Anfang 1923 heiraten wird, nach Düsseldorf. Dort schlägt in dieser Zeit der Puls der ganz aktuellen Kunst. Mutter Ey, die Galeristin Johanna Ey, nimmt ihn in ihren Umkreis auf. An der Düsseldorfer Kunstakademie kann er nicht nur ein Meisterschüleratelier beziehen, er wird dort auch die Herstellung von Druckgrafiken studieren. Er wird Mitglied des Jungen Rheinlands sowie der Rheingruppe. Seinen „Schützengraben“ kann er an das Wallraf-Richartz-Museum in Köln verkaufen. Kurzum, Otto Dix ist auf einem guten Weg, sowohl privat als auch in seiner Künstlerkarriere scheint sich vieles wünschenswert zu entwickeln. Und doch ist da der Mann, der den Ersten Weltkrieg nicht nur miterleben, sondern der diesen mitkämpfen musste. Der an zwei Fronten das Grauen dieser Vernichtungswelle hautnah miterlebte und der, sofern man seine im Krieg und danach entstandenen Arbeiten psychologisieren möchte, schwer traumatisiert den Schützengraben verlies. Diesem Mann begegnen wir im hier angebotenen „Selbstporträt“ vom Sommer 1923. Wir sehen keinen glücklichen, frisch Verheirateten, in einer neuen Stadt gut Angekommenen, einen Künstler, der in den begehrtesten Kreisen des Rheinlands verkehrt. Im Gegenteil, wir sehen einen strengen, in sich gekehrten Mann. Die Haare glatt nach hinten pomadiert, mit hochgeschlossenem weißen Hemd und roter Krawatte, stiert Dix an uns vorbei aus dem Bild heraus in eine undeutbare Ferne. Hochkonzentriert und sezierend bohrt sich der Blick durch das Velin. Hier ist ein strenger (Selbst-)Beobachter am Werk, der sich nichts erspart, was er auch seinen anderen Sujets antut, nämlich das genaueste Abmalen. Dabei, bei allem Naturalismus, ist Otto Dix kein Naturalist. Die Farben verschwimmen, Öl und Aquarell bilden feine Schichten, bauen Gesichtszüge ebenso wie die dahinter liegenden Emotionen auf. Dix differenziert zwischen Wichtigem und Nebensachen, zwischen akkurat Darzustellendem und Skizzenhaftem: Wo die faszialen Züge geradezu überakkurat wiedergegeben werden, da verschwimmt bereits das Ohr und die Kleidung wird in wenigen flotten Strichen nur noch angedeutet.

Verso mit spanischem Zollstempel. Pfäffle A 1923/126.

Provenienz: Sammlung Will Grohmann (1887-1968), Dresden; Hauswedell & Nolte, Hamburg 3.6.1976, Los 344, mit s/w Abb. S. 124; Privatsammlung, Bayern.

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