Stand 23.06.2022

Jusepe de Ribera

Lot 298
BILDNIS DES PHILOSOPHEN THALES MIT PAPIERROTULUS
Öl auf Leinwand.

120 x 94.5 cm

Lot 298
BILDNIS DES PHILOSOPHEN THALES MIT PAPIERROTULUS
Öl auf Leinwand.
120,0 x 94,5 cm

Schätzpreis:
€ 90.000 - 130.000
Auktion: -660 Tage

Hampel Fine Art Auctions

Auktion: 30.06.2022 11:30 Uhr
Auktionsnummer: 132
Auktionsname: Gemälde Alte Meister - Teil I

Lot Details
Verso Provenienz-und Ausstellungs-Etikett.

Beigegeben Expertise von Claudio Strinati o. J. sowie Prof. Riccardo Lattuada, Juli 2021.

Das in Variationen vom Künstler wiederholt gemalte Werk ist mehrfach dokumentiert. (Dokumente beigegeben). Dargestellt ist die Gestalt eines Philosophen in Dreiviertelfigur, der aus dem dunklen Hintergrund hervortritt, von links oben beleuchtet. Das Gesicht, mit tiefliegenden Augen und kurzem, dunklem Bart, ist dem Betrachter zugewandt, während er uns demonstrativ einen aufgerollten Papierrotulus zeigt, auf dem geometrische Zeichnungen mit Kreisen zu erkennen sind. Mit dem rechten Arm nach unten gerichtet hält der Dargestellte eine Sanduhr in der Hand.

Aufgrund der Zeichnungen auf dem Rotulus mit Kreisdarstellungen, aber auch von Beschriftungen weiterer Versionen, ist die Identifizierung als „Tales von Milet“ gesichert. Der Philosoph hat bekanntlich im 6. Jahrhunderts v. Chr. neben anderem den Satz formuliert: alle Winkel in einem Halbkreis sind rechtwinkelig. Bildnisse bedeutender Philosophen kennen wir auch von anderen Malern, wie etwa „Thales“ von Luca Giordano, mit der nämlichen Zeichnung. Die Annahme, es könne sich um den Skeptiker Sextus Empiricus des 2. Jhdts. handeln, stellt sich daher nicht mehr.

Nicola Spinosa erwähnt weitere Versionen der Darstellung, so zum Vergleich etwa in der Sammlung Wemys, London, in der National Gallery of Scotland, Edinburgh, eine weitere „replica autografa“ in einer Pariser Sammlung aus der Collection des Marchese di Remisa. Darüber hinaus ist ein Gemälde bekannt geworden, das nur den Kopf zeigt, in einer Privatsammlung Kopenhagen. Auf Seite 296 f. des Werkverzeichnisses von Spinosa (2003) ist eine dem vorliegenden Gemälde vergleichbare Version abgebildet (A 89), am Oberrand beschriftet „TALES MILESIO“. Letztlich folgert Riccardo Lattuada in seiner hier beigegebenen Expertise aus den ebenfalls beiliegenden Unterlagen, dass es sich hier um ein Werk Riberas unter Mitwirkung seiner Werkstatt handelt.

Bevor Ribera nach Neapel ging, studierte er bei Francisco Ribalta (1565-1628) in Valencia. In Rom setzte er sich mit den Werken Raffaelo Santis (1483-1520) und Agostino (1557-1602) und Annibale Carraccis (1560-1609) auseinander, in Parma und Modena mit denen von Antonio Allegri Correggio (um 1489-1534). Später stand er stark unter dem Einfluss von Michelangelo Merisi il Caravaggio (1570/71-1610). Die Qualität seiner Bilder erhoben ihn zum Hofmaler des Herzogs von Osuna sowie des Königs von Neapel. Im Jahr 1644 wurde er durch den Papst zum Ritter des Christusordens geschlagen. 1630 war er bereits Mitglied der Accademia di San Luca in Rom. Neben Caravaggio ist er der bedeutendste Naturalist der Neapolitanischen Malerei mit Betonung des Chiaroscuro. Ein Hauptmerkmal seines Wirkens ist die bewusste Wahl der Darstellung von meist alten, asketisch knochig-schlanken Gestalten wie Einsiedlern oder Philosophen.

Provenienz:
Sammlung Matarazzo di Licosa, Neapel (bis 1974).
Ausstellung Galleria Previtali, 1974.

Das Gemälde in der Literatur besprochen und abgebildet:
S. Ortolani, in: Ausstellungskat. „La mostra ella pittura napoletana del ’600 – ’700 – ’800, Neapel 1938 scheda 215. Ganzseitige Abbildung S. 71.
F. Parlato, La collezione del Conte Giuseppe Matarazzo di Licosa, Neapel 1950, S. 64-75, Teil p. 71 (vermutet als: „L‘Architetto“).
Katalog: Galleria Privitali, Bergamo, Dipinti Antichi, 1974, S. 32, Abb. S. 33
Nicola Spinosa, Ribera, L‘Opera Completa, Neapel 2003: La obra completa, Fundaciòn Arte Hispánico Madrid. 2009.

Weitere Literatur:
August Liebmann Mayer, Jusepe de Ribera, Leipzig 1908.
Nicola Spinosa und A.E. Perez Sánchez, Jusepe de Ribera 1591-1652, Ausstellungskatalog; Neapel – Madrid – New York 1992.
G. Papi, Ribera a Roma. Soncono/Cremoa, 2007.
J. Milicua und J. Portús (a cura) Il giovane Ribera tra Roma, Parma e Napoli, Ausstellungskatalog, Madrid – Neapel 2010-2011. (13207829) (2) (11)



Jusepe de Ribera, also known as "lo Spagnoletto",
1588/91 Xàtiva/ Valencia – 1652 Naples, and workshop

PORTRAIT OF THE PHILOSOPHER THALES WITH PAPER ROTULUS Oil on canvas.
120 x 94.5 cm.
Provenance and exhibition label on the reverse.

Accompanied by an expert’s report by Claudio Strinati, n.d. and by Professor Riccardo Lattuada, July 2021.

Provenance:
Collection Matarazzo di Licosa, Naples (until 1974).
Exhibition Galleria Previtali, 1974.

The painting is discussed and illustrated in:
S. Ortolani, in: La mostra ella pittura napoletana del ‘600 – ‘700 – ‘800, exhibition catalogue, Naples 1938, file card 215. Full-page illustration p. 71.
F. Parlato, La collezione del Conte Giuseppe Matarazzo di Licosa, Naples 1950, pp. 64-75, part p. 71 (assumed as: “L’Architetto”).
Dipinti Antichi, exhibition catalogue, Galleria Privitali, Begamo 1974, p. 32, ill. p. 33.
Nicola Spinosa, Ribera. L’Opera Completa, Naples 2003: La obra completa, Fundación Arte Hispánico, Madrid 2009.
Lot Details
Verso Provenienz-und Ausstellungs-Etikett.

Beigegeben Expertise von Claudio Strinati o. J. sowie Prof. Riccardo Lattuada, Juli 2021.

Das in Variationen vom Künstler wiederholt gemalte Werk ist mehrfach dokumentiert. (Dokumente beigegeben). Dargestellt ist die Gestalt eines Philosophen in Dreiviertelfigur, der aus dem dunklen Hintergrund hervortritt, von links oben beleuchtet. Das Gesicht, mit tiefliegenden Augen und kurzem, dunklem Bart, ist dem Betrachter zugewandt, während er uns demonstrativ einen aufgerollten Papierrotulus zeigt, auf dem geometrische Zeichnungen mit Kreisen zu erkennen sind. Mit dem rechten Arm nach unten gerichtet hält der Dargestellte eine Sanduhr in der Hand.

Aufgrund der Zeichnungen auf dem Rotulus mit Kreisdarstellungen, aber auch von Beschriftungen weiterer Versionen, ist die Identifizierung als „Tales von Milet“ gesichert. Der Philosoph hat bekanntlich im 6. Jahrhunderts v. Chr. neben anderem den Satz formuliert: alle Winkel in einem Halbkreis sind rechtwinkelig. Bildnisse bedeutender Philosophen kennen wir auch von anderen Malern, wie etwa „Thales“ von Luca Giordano, mit der nämlichen Zeichnung. Die Annahme, es könne sich um den Skeptiker Sextus Empiricus des 2. Jhdts. handeln, stellt sich daher nicht mehr.

Nicola Spinosa erwähnt weitere Versionen der Darstellung, so zum Vergleich etwa in der Sammlung Wemys, London, in der National Gallery of Scotland, Edinburgh, eine weitere „replica autografa“ in einer Pariser Sammlung aus der Collection des Marchese di Remisa. Darüber hinaus ist ein Gemälde bekannt geworden, das nur den Kopf zeigt, in einer Privatsammlung Kopenhagen. Auf Seite 296 f. des Werkverzeichnisses von Spinosa (2003) ist eine dem vorliegenden Gemälde vergleichbare Version abgebildet (A 89), am Oberrand beschriftet „TALES MILESIO“. Letztlich folgert Riccardo Lattuada in seiner hier beigegebenen Expertise aus den ebenfalls beiliegenden Unterlagen, dass es sich hier um ein Werk Riberas unter Mitwirkung seiner Werkstatt handelt.

Bevor Ribera nach Neapel ging, studierte er bei Francisco Ribalta (1565-1628) in Valencia. In Rom setzte er sich mit den Werken Raffaelo Santis (1483-1520) und Agostino (1557-1602) und Annibale Carraccis (1560-1609) auseinander, in Parma und Modena mit denen von Antonio Allegri Correggio (um 1489-1534). Später stand er stark unter dem Einfluss von Michelangelo Merisi il Caravaggio (1570/71-1610). Die Qualität seiner Bilder erhoben ihn zum Hofmaler des Herzogs von Osuna sowie des Königs von Neapel. Im Jahr 1644 wurde er durch den Papst zum Ritter des Christusordens geschlagen. 1630 war er bereits Mitglied der Accademia di San Luca in Rom. Neben Caravaggio ist er der bedeutendste Naturalist der Neapolitanischen Malerei mit Betonung des Chiaroscuro. Ein Hauptmerkmal seines Wirkens ist die bewusste Wahl der Darstellung von meist alten, asketisch knochig-schlanken Gestalten wie Einsiedlern oder Philosophen.

Provenienz:
Sammlung Matarazzo di Licosa, Neapel (bis 1974).
Ausstellung Galleria Previtali, 1974.

Das Gemälde in der Literatur besprochen und abgebildet:
S. Ortolani, in: Ausstellungskat. „La mostra ella pittura napoletana del ’600 – ’700 – ’800, Neapel 1938 scheda 215. Ganzseitige Abbildung S. 71.
F. Parlato, La collezione del Conte Giuseppe Matarazzo di Licosa, Neapel 1950, S. 64-75, Teil p. 71 (vermutet als: „L‘Architetto“).
Katalog: Galleria Privitali, Bergamo, Dipinti Antichi, 1974, S. 32, Abb. S. 33
Nicola Spinosa, Ribera, L‘Opera Completa, Neapel 2003: La obra completa, Fundaciòn Arte Hispánico Madrid. 2009.

Weitere Literatur:
August Liebmann Mayer, Jusepe de Ribera, Leipzig 1908.
Nicola Spinosa und A.E. Perez Sánchez, Jusepe de Ribera 1591-1652, Ausstellungskatalog; Neapel – Madrid – New York 1992.
G. Papi, Ribera a Roma. Soncono/Cremoa, 2007.
J. Milicua und J. Portús (a cura) Il giovane Ribera tra Roma, Parma e Napoli, Ausstellungskatalog, Madrid – Neapel 2010-2011. (13207829) (2) (11)



Jusepe de Ribera, also known as "lo Spagnoletto",
1588/91 Xàtiva/ Valencia – 1652 Naples, and workshop

PORTRAIT OF THE PHILOSOPHER THALES WITH PAPER ROTULUS Oil on canvas.
120 x 94.5 cm.
Provenance and exhibition label on the reverse.

Accompanied by an expert’s report by Claudio Strinati, n.d. and by Professor Riccardo Lattuada, July 2021.

Provenance:
Collection Matarazzo di Licosa, Naples (until 1974).
Exhibition Galleria Previtali, 1974.

The painting is discussed and illustrated in:
S. Ortolani, in: La mostra ella pittura napoletana del ‘600 – ‘700 – ‘800, exhibition catalogue, Naples 1938, file card 215. Full-page illustration p. 71.
F. Parlato, La collezione del Conte Giuseppe Matarazzo di Licosa, Naples 1950, pp. 64-75, part p. 71 (assumed as: “L’Architetto”).
Dipinti Antichi, exhibition catalogue, Galleria Privitali, Begamo 1974, p. 32, ill. p. 33.
Nicola Spinosa, Ribera. L’Opera Completa, Naples 2003: La obra completa, Fundación Arte Hispánico, Madrid 2009.

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